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Trump entfesselt LNG-Welle: Europas Industrie könnte profitieren


Donald Trumps „America First“-Rhetorik könnte ausgerechnet Europas Industrie eine Verschnaufpause bringen – und das aus einem der wohl unwahrscheinlichsten Gründe: Flüssigerdgas. Trumps Versprechen, die heimische Produktion durch den Ausbau von LNG-Exportkapazitäten zu fördern, könnte die Energiepreise in Europa langfristig drücken. Das wäre eine willkommene Nachricht für energieintensive Industrien auf dem Kontinent.
Trump heizt die Bohrmaschinen an – erneut
Es ist der alte Slogan: „Drill, Baby, Drill.“ Der designierte Präsident Trump will die Förderung fossiler Brennstoffe in den USA ankurbeln, eine Philosophie, die in direktem Kontrast zu der Politik der Biden-Ära steht. Unter anderem wird erwartet, dass Trump ein Moratorium für neue LNG-Exportlizenzen kippt, was die Weichen für eine erweiterte LNG-Infrastruktur stellen könnte.
Doch Trumps Maßnahmen dürften den US-Erdgasmarkt nicht revolutionieren. Die Produktion hat bereits ein Rekordniveau von rund 125 Milliarden Kubikfuß pro Tag erreicht, ein Anstieg um fast die Hälfte in der letzten Dekade. Auch wenn der Abbau von Regulierungen die Produktion ankurbeln könnte, gibt es Grenzen: Die Weltmarktpreise für Öl und Gas üben weiterhin Druck nach unten aus, was das Wachstum in Schach hält.
LNG-Welle trifft auf Europa – aber wann?
Trump könnte zwar neue Exportprojekte anschieben, aber die Auswirkungen werden nicht sofort zu spüren sein. Experten wie Wood Mackenzie schätzen, dass fast 90 Millionen Tonnen pro Jahr (mtpa) an LNG-Projekten in den USA auf Genehmigungen warten. Diese Projekte sind jedoch langfristig angelegt, und Europa wird den wahren Effekt erst mittelfristig spüren.
Was das alles bedeutet? Eine LNG-Schwemme, die sich laut Analysten von Bernstein bereits abzeichnet. Projekte mit einer Kapazität von 130 mtpa sollen zwischen 2025 und 2027 in Betrieb gehen – das entspricht rund einem Drittel der globalen LNG-Kapazität. Obwohl Verzögerungen unvermeidlich sind, deutet alles darauf hin, dass das Angebot die Nachfrage bei weitem übersteigen wird.
Das Ergebnis: Niedrigere Preise. Eine Aussicht, die Europas schwer angeschlagene Industrie begrüßen dürfte.
Geopolitik auf dem Prüfstand: Russland, Ukraine und die Macht der Energie
Doch wie bei jedem markanten Thema ist Geopolitik eine entscheidende Komponente. Trump hat im Wahlkampf versprochen, den Konflikt in der Ukraine zu beenden – ein Versprechen, dessen Realisierbarkeit fraglich bleibt. Würde es ihm jedoch gelingen, hätte das gewaltige Auswirkungen auf die Energiewelt: Russland, das über die weltweit größten Gasreserven verfügt, könnte seine Präsenz auf dem europäischen Markt weiter ausbauen.
Zwar hat sich die europäische Nachfrage aufgrund der Energiekrise und eines warmen Winters stabilisiert, doch wird LNG immer wichtiger für die Versorgungssicherheit. Jede noch so kleine Verwerfung – ob geopolitisch oder klimatisch bedingt – kann die Gaspreise kurzfristig in die Höhe treiben.
Hoffnung für Europas Industrie – aber auch Geduld
Für die europäische Industrie, insbesondere energieintensive Sektoren wie Chemie und Stahl, wäre ein mittelfristiger Rückgang der Energiepreise ein dringend benötigter Lichtblick. Doch wie immer bleibt die Unsicherheit bestehen.

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