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Trump, Tarife und Taschen: Wie die Luxusindustrie auf die Rückkehr des „Big Man“ reagiert

„Eine große Persönlichkeit, Herr Arnault,“ verkündete Donald Trump einst in der Lobby des Trump Towers in Manhattan. Es war 2017, und Bernard Arnault, CEO des Luxusgiganten LVMH, schüttelte dem frisch gewählten Präsidenten die Hand – ein starkes Bild, das die Symbiose von Macht und Business zeigte. Jetzt, acht Jahre später, steht die Luxusbranche erneut vor der Herausforderung, mit einem möglichen zweiten Trump-Mandat zu navigieren.

Die Bedrohung? Zölle von bis zu 20 Prozent auf europäische Importe.

Ein Markt mit goldenem Potential

Die USA sind der größte Einzelmarkt für Luxusgüter weltweit. Laut Bain und Altagamma generierten amerikanische Käufer 2023 und 2024 zusammen etwa 86 Milliarden Euro Umsatz. Für Branchenriesen wie LVMH (Louis Vuitton, Moët Hennessy) macht der Markt fast ein Viertel ihres weltweiten Umsatzes aus. Auch Kering (Gucci, Saint Laurent) und Hermès profitieren stark von der Kauflust der US-Amerikaner. Doch während Europa produziert, kauft Amerika – und Zölle könnten dieses Gleichgewicht gefährden.

Trump und die Macht der Beziehungen

Arnaults enge Verbindungen zu Trump könnten sich erneut als nützlich erweisen. Bereits während Trumps erster Amtszeit spielte der LVMH-CEO die „persönliche Karte“ aus: Ein Treffen in Mar-a-Lago hier, die Eröffnung einer Louis-Vuitton-Fabrik in Texas dort. „Mit Trump läuft es Mann zu Mann,“ so ein Insider. Ein Ansatz, der offenbar wirkt.

LVMH investiert zudem kräftig in Lobbyarbeit: Seit 2018 flossen fast zwei Millionen Dollar an das Washingtoner S-3 Group, deren Strippenzieher Martin Delgado eng mit republikanischen Kreisen vernetzt ist. Doch auch andere Luxusgiganten greifen tief in die Tasche. Chanel etwa hat seit 2019 über 240.000 Dollar für Lobbying ausgegeben.

Luxus und Zölle: Wer zahlt den Preis?

Sollten Zölle kommen, wird sich zeigen, ob die Branche die Kosten an ihre wohlhabende Kundschaft weitergeben kann. „Ein Hermès-Kelly-Bag wird wohl kaum weniger verkauft, nur weil er 15 Prozent teurer ist,“ erklärt ein Branchenexperte. Anders sieht es bei Käufern aus der Mittelklasse aus, die sich Luxusgüter mühsam leisten.

Steigende Preise sind jedoch keine neue Herausforderung: Zwischen 2020 und 2023 stiegen die Preise für Chanel- und Dior-Taschen um über 50 Prozent. Doch die Belastungsgrenze scheint erreicht. Claudia D’Arpizio von Bain warnt: „Jährliche Preiserhöhungen von 20 Prozent sind unmöglich.“

Verlagerung der Produktion?

Ein radikaler Schritt wäre die Verlagerung von Produktionsstätten in die USA. Doch diese Idee ist nicht nur unpraktisch, sondern könnte auch die Markenauthentizität untergraben. „Die handwerklichen Fähigkeiten, die es in Italien und Frankreich gibt, existieren außerhalb Europas nicht,“ betont D’Arpizio.

Ein Versuch, Hennessy-Cognac in China abzufüllen, scheiterte jüngst an Streiks der Arbeiter. Und auch kleinere Marken könnten angesichts steigender Kosten gezwungen sein, andere Märkte außerhalb der USA zu erschließen.

Hoffnung in einer starken Währung

Ein Lichtblick bleibt der Shopping-Tourismus: Amerikaner, die nach Europa reisen, könnten angesichts eines starken Dollars weiterhin kräftig einkaufen. „Viele Luxusmanager glauben, dass sie von Trumps Zöllen nicht direkt betroffen sein werden,“ sagt Jean Danjou, Analyst bei Oddo BHF. Doch die Unsicherheit bleibt – und mit ihr die Sorge vor einer globalen Wachstumskrise.

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