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Trump-Zölle befeuern Secondhand-Boom – Resale-Anbieter trotzen Preisdruck im Einzelhandel


Während der US-Einzelhandel unter den von Präsident Donald Trump verhängten Importzöllen leidet, verzeichnen Secondhand-Anbieter starke Kursgewinne. Seit Ankündigung der sogenannten „Liberation Day“-Tarife am 2. April haben die Aktien der Online-Plattform ThredUp um 31 Prozent zugelegt, Savers Value Village notiert 22 Prozent höher. Der S&P Retail Select Index hingegen verlor im selben Zeitraum sieben Prozent.
Der Grund: Secondhand-Plattformen wie ThredUp, OfferUp oder Savers verkaufen ausschließlich gebrauchte Ware – vornehmlich aus US-Haushalten – und umgehen so direkte Auswirkungen von Zollaufschlägen. „Alles, was wir verkaufen, kommt aus amerikanischen Kleiderschränken“, sagt Alon Rotem, Chief Strategy Officer bei ThredUp.
Die Abgaben, darunter pauschale zehn Prozent auf die meisten Importe sowie bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren, dürften laut Yale Budget Lab die jährlichen Konsumausgaben pro Haushalt um durchschnittlich 4700 Dollar erhöhen. Besonders Kleidung und Spielwaren seien aufgrund ihrer hohen Importabhängigkeit betroffen, warnen Analysten.
Resale könnte sich in dieser Gemengelage als antizyklischer Gewinner erweisen. „Secondhand profitiert doppelt, wenn Verbraucher bei Neupreisen sparen müssen und nach Alternativen suchen“, sagt Simeon Siegel, Analyst bei BMO Capital Markets. Bereits vor der aktuellen Entwicklung war der Markt auf Wachstumskurs: 2024 lag das Volumen bei geschätzten 50 Milliarden Dollar – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zugleich hat sich die öffentliche Wahrnehmung von Gebrauchtem verändert. Besonders junge, umweltbewusste Käufer haben den Stigmaverlust beschleunigt. Analyst Dylan Carden von William Blair sieht in Trumps Zollpolitik einen „zusätzlichen Schub für ein ohnehin wachsendes Marktsegment“.
Doch die Branche ist nicht gänzlich immun. „Die besten Zeiten für Secondhand sind oft auch gute Zeiten für Neuware“, sagt Shawn Carter vom Fashion Institute of Technology. In einer Rezession könnten weniger Neuanschaffungen dazu führen, dass auch das Angebot an gut erhaltener Ware im Resale-Markt zurückgeht.
Dennoch: Anbieter wie OfferUp erwarten eher Nachfrageanstiege. Menschen würden in Krisenzeiten häufiger nicht benötigte Artikel verkaufen, um liquide zu bleiben, so Innovationschef Ken Murphy. Gleichzeitig könnten Inflationserwartungen den Anbietern zusätzliche Preissetzungsspielräume eröffnen – zumindest solange sich der Konsum nicht grundlegend abschwächt.
Während sich die Zolleffekte in Kanada und Australien laut Savers-CEO Mark Walsh eher negativ auf die Nachfrage auswirken könnten, zeigt sich das US-Geschäft robust. ThredUp-Chef James Reinhart sieht in steigenden Preisen für Neuware – insbesondere von Temu und Shein – sogar „Rückenwind“ für Secondhand-Plattformen.

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