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Trump-Zölle treffen Merz ins Mark – Deutschlands Exportmodell steht vor einer Richtungsentscheidung

Mit dem 20-Prozent-Tarif auf europäische Importe hat Donald Trump die ökonomische Grundannahme erschüttert, auf die Friedrich Merz seine außenwirtschaftliche Strategie aufgebaut hatte. Noch bevor der CDU-Chef sein Amt als Kanzler antreten kann, steht er vor einem geopolitischen Dilemma: Der bislang bevorzugte Partner USA verliert an Berechenbarkeit, während China, lange als systemischer Rivale gebrandmarkt, wieder als Absatzmarkt in den Blick rückt.

Die angekündigten US-Zölle haben die laufenden Koalitionsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD grundlegend verändert. Eigentlich dominierte das innenpolitische Ringen um Steuerpolitik und Migration. Nun aber rückt das Außenhandelsmodell Deutschlands in den Mittelpunkt. Die exportabhängige Industrie braucht dringend Planungssicherheit – doch der künftige Kanzler schweigt bislang zu den jüngsten Entwicklungen. Während Merz in sozialen Netzwerken dem Altkanzler Helmut Kohl gedachte, sprach SPD-Außenpolitiker Nils Schmid bereits von einer „wirtschaftlichen Kriegserklärung“ durch Washington.

Die politischen Partner fordern klare Kante. Schmid verlangt Gegenzölle, eine Diversifikation der Handelsbeziehungen und ein engeres wirtschaftliches Zusammengehen mit Kanada, Mexiko und ausgewählten asiatischen Staaten. Robert Habeck, der scheidende Wirtschaftsminister, drängt auf ein Ende des Denkens in alten transatlantischen Kategorien: „Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass andere nett zu uns sind.“

Besonders prekär wird Merz‘ Lage durch seinen bisherigen China-Kurs. Noch im Februar warnte er vor einer übermäßigen Exponierung deutscher Unternehmen im Reich der Mitte. Vor Wirtschaftsvertretern sprach er von „großen Risiken“, wenn man Investitionen in China eingehe. Die chinesische Reaktion ließ nicht lange auf sich warten – der Botschafter verließ demonstrativ die Veranstaltung.

Diese Skepsis gegenüber China hat Merz während seiner Jahre in der Wirtschaft entwickelt. Als Unternehmensjurist sammelte er Erfahrungen im internationalen Geschäft – und Misstrauen gegenüber chinesischen Partnern. Dennoch deutet sich nun ein taktischer Schwenk an. Hinter verschlossenen Türen heißt es, Merz könne sich unter dem Druck der geopolitischen Realität eine „pragmatischere Annäherung“ an China vorstellen.

Das wirtschaftliche Gewicht der Beziehung ist enorm: 2023 belief sich der bilaterale Handel auf rund 246 Milliarden Euro. Hinzu kommen Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in China in Höhe von 107 Milliarden Euro. Die CDU-Fraktion diskutiert daher intern bereits Maßnahmen wie ein Screening ausgehender Investitionen und die Rückverlagerung von Produktionsketten nach Europa.

Trump hatte gehofft, mit seinen Strafzöllen die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft zu stärken. Für Merz bedeutet die Eskalation dagegen einen abrupten Realitätsschock. Seine Hoffnung, durch eine kritische Haltung gegenüber China ein enges Verhältnis zur US-Regierung aufzubauen, scheint sich ins Gegenteil verkehrt zu haben.

Während Olaf Scholz die Zölle öffentlich als „grundlegend falsch“ bezeichnete, meidet Merz weiterhin die Bühne. Beobachter werten sein Schweigen als Ausdruck strategischer Unsicherheit. Mitten in komplizierten Koalitionsverhandlungen muss Merz nun einen außenwirtschaftlichen Kurs entwickeln, der wirtschaftliche Vernunft mit politischer Glaubwürdigkeit verbindet – und zwischen zwei Großmächten vermittelt, die beide zunehmend auf Konfrontation setzen.

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