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UniCredit erhöht Beteiligung an Commerzbank trotz politischer Spannungen
Der italienische Bankkonzern UniCredit hat seinen Anteil an der Commerzbank von etwa 9 auf 21 Prozent erhöht, was den Druck auf die deutsche Regierung verstärkt. Diese hatte sich zuvor klar gegen eine Übernahme des Frankfurter Geldhauses ausgesprochen.
UniCredit-Chef Andrea Orcel erklärte, dass die Beteiligung ohne feindliche Absichten erfolgt sei, die deutsche Regierung jedoch auf Zustimmung der Europäischen Zentralbank (EZB) warte, bevor der Anteil über die 10-Prozent-Marke hinaus formalisiert werde. Dennoch ist dies ein deutliches Signal, dass UniCredit langfristige Pläne mit Commerzbank verfolgt.
Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich am Montag während eines Besuchs in New York ablehnend zu einer möglichen Übernahme: „Feindliche Übernahmen sind keine gute Sache für Banken“, betonte er und fügte hinzu, dass die Bundesregierung klar Position bezogen habe.
UniCredit hatte bereits im September eine Beteiligung von 9 Prozent bekannt gegeben, von der Hälfte der Anteile von der Bundesregierung erworben worden war. Mit dem jüngsten Schritt hat der italienische Bankriese seinen Einfluss weiter ausgebaut und könnte nun Berlin als größten Aktionär der Commerzbank ablösen. Ein Vertreter der deutschen Regierung unterstrich, dass Berlin „die Strategie der Commerzbank, die auf Unabhängigkeit setzt“, unterstütze und einem Verkauf skeptisch gegenüberstehe.
Die Nachricht von UniCredits erhöhtem Anteil trieb die Aktien der Commerzbank am Montag deutlich nach oben, nachdem sie zuvor im Handelsverlauf mehr als 5 Prozent verloren hatten. Die Aktie der UniCredit fiel jedoch um 2,5 Prozent.
Eine Fusion zwischen UniCredit und der Commerzbank wäre der erste bedeutende grenzüberschreitende Bankendeal in Europa seit der Finanzkrise und könnte als Katalysator für weitere Konsolidierungen im europäischen Bankensektor dienen.
Die deutschen Politiker und Gewerkschaften reagierten auf den Vorstoß von UniCredit mit scharfer Kritik. Der Vorsitzende der Oppositionspartei, Friedrich Merz, nannte eine Übernahme der Commerzbank durch UniCredit einen „Schlag für den deutschen Bankensektor“. Auch führende Manager der Commerzbank warnten davor, dass eine Fusion das Kreditgeschäft für den Mittelstand erheblich beeinträchtigen könnte, während Gewerkschaften Jobverluste befürchten.