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Uniqlo gerät in geopolitische Spannungen: Drohende Boykottaufrufe nach Xinjiang-Kommentaren des Gründers
Der japanische Modekonzern Fast Retailing, Betreiber der Marke Uniqlo, sieht sich mit einer heftigen Reaktion aus China konfrontiert. Grund sind Äußerungen seines Gründers Tadashi Yanai zur umstrittenen Baumwolle aus der nordwestchinesischen Region Xinjiang, die Boykottaufrufe und einen Kursrutsch der Aktie auslösten.
In einem BBC-Interview erklärte Yanai vergangene Woche, Uniqlo verwende keine Baumwolle aus Xinjiang, wollte sich jedoch nicht weiter dazu äußern, da die Thematik „zu politisch“ sei. Die Aussagen lösten in chinesischen sozialen Medien einen Sturm der Entrüstung aus. Auf der Plattform Sina Weibo war der Hashtag „Uniqlo-Gründer sagte, keine Baumwolle aus Xinjiang zu nutzen“ zeitweise der zweithäufigste Suchbegriff, wie staatliche Medien berichteten.
Fast Retailing betreibt mehr als 1.000 Uniqlo-Filialen in der Region Greater China, die im Geschäftsjahr 2024 etwa 22 Prozent des Konzernumsatzes von 3,1 Billionen Yen (rund 21 Milliarden US-Dollar) ausmachten. China ist damit nach wie vor einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen, sowohl im Vertrieb als auch in der Produktion.
Die Aktien von Fast Retailing verloren am Montag in Tokio zwischenzeitlich 4,5 Prozent, bevor sie sich leicht erholten und mit einem Minus von 1,3 Prozent schlossen. Der breitere Nikkei-225-Index legte im Vergleich um 0,8 Prozent zu.
Uniqlo ist nicht das erste internationale Modeunternehmen, das aufgrund geopolitischer Spannungen ins Visier gerät. Die USA und die EU drängen darauf, Baumwolle aus Xinjiang aufgrund von Vorwürfen über Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit aus der Lieferkette zu entfernen. China weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.
Laut Jefferies-Analysten wird sich der „Handelskrieg“ um Xinjiang-Baumwolle weiter verschärfen. Sie erwarten, dass diese Baumwolle künftig nur noch in Chinas inländischem Markt verwendet wird, insbesondere von einheimischen Marken wie Anta und Li-Ning.
Fast Retailing steht nun vor der Herausforderung, seine enge Abhängigkeit von China strategisch neu zu bewerten. Yanai betonte in einem früheren Interview mit der Nikkei, dass die Produktion in China schwer zu ersetzen sei: „Es gibt keinen einfachen Weg, großflächige Fabriken aufzubauen, die die chinesischen ersetzen können.“
Die geopolitischen Spannungen könnten jedoch langfristig Druck auf die gesamte Branche ausüben, da westliche Regierungen verstärkt Maßnahmen gegen Xinjiang-Baumwolle ergreifen und Unternehmen wie Uniqlo in ein zunehmend politisches Umfeld drängen.