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US-Regierung friert 2,26 Milliarden Dollar für Harvard ein – Universität verweigert politische Auflagen


Die Harvard University lehnt zentrale Forderungen der Trump-Regierung zur Umstrukturierung ihrer Governance-Strukturen entschieden ab – mit unmittelbaren finanziellen Konsequenzen. Nur wenige Stunden nach der offiziellen Stellungnahme des Präsidiums setzte die US-Regierung bestehende Fördermittel und Verträge in Höhe von 2,26 Milliarden Dollar aus. Insgesamt droht Harvard der Verlust von Fördergeldern im Volumen von bis zu neun Milliarden Dollar.
Im Zentrum des Konflikts steht ein Maßnahmenkatalog der Taskforce zur Bekämpfung von Antisemitismus, der Harvard vor knapp zwei Wochen übermittelt wurde. Darin fordert die Regierung unter anderem die Abschaffung von DEI-Programmen (Diversity, Equity, Inclusion), eine Maskenpflicht auf dem Campus, eine Reform der Universitätsführung sowie Eingriffe in den Lehrbetrieb zur „Verbesserung der weltanschaulichen Vielfalt“. Aus Sicht der Universität überschreiten diese Vorgaben die verfassungsrechtlichen Grenzen.
„Die Universität wird ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben und keine verfassungsmäßigen Rechte abtreten“, schrieb Harvard-Präsident Alan Garber in einem Brief an die Universitätsgemeinschaft. Die Regierung reagiere mit „politisch motivierter Einflussnahme“ auf die akademische Selbstverwaltung, heißt es in der offiziellen Erwiderung an die Taskforce. Die Maßnahmen würden auf eine „direkte Regulierung der intellektuellen Rahmenbedingungen“ hinauslaufen.
Die Regierung kontert mit dem Vorwurf einer „verfestigten Anspruchshaltung“ elitärer Universitäten. Harvard habe nicht ausreichend auf antisemitische Vorfälle im Kontext der Proteste gegen Israels Militäreinsatz in Gaza reagiert. Diese hatten im vergangenen Jahr an vielen US-Universitäten zu angespannten Lagen geführt – inklusive Vandalismus, Gewaltvorfällen und Sicherheitsbedenken jüdischer Studierender und Mitarbeitender.
Parallel zur Eskalation arbeitet Harvard an einer finanziellen Absicherung. Bereits im April platzierte die Universität eine Anleihe über 750 Millionen Dollar, um kurzfristige Liquiditätsreserven zu stärken. Zudem engagierte Harvard zwei Trump-nahe Juristen zur Verteidigung – darunter William Burck und Robert Hur.
Auch juristisch geht Harvard in die Offensive: Der örtliche Ableger der American Association of University Professors (AAUP) reichte am Freitag Klage beim Bundesgericht ein. Die Klage argumentiert, dass die Regierung zivile Antidiskriminierungsgesetze instrumentalisiere, um politische Kontrolle über Universitäten auszuüben. Der reguläre Weg, etwa über ein Verfahren gemäß Title VI des Civil Rights Act, werde gezielt umgangen.
Der Fall Harvard ist kein Einzelfall. Auch Columbia, Brown, Northwestern, Princeton und Cornell stehen unter Beobachtung oder sehen sich bereits mit eingefrorenen Mitteln konfrontiert. Columbia lenkte zuletzt ein, um den Entzug von 400 Millionen Dollar rückgängig zu machen – ein Ergebnis steht jedoch noch aus. Die Harvard-Klage könnte nun richtungsweisend für das akademische Amerika werden.

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