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US-Zölle könnten deutsche Autoexporte um bis zu 8,2 Milliarden Euro drücken


Die angekündigten Strafzölle der US-Regierung auf importierte Fahrzeuge treffen die deutsche Automobilindustrie ins Mark. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Deloitte droht ein Rückgang der deutschen Auto- und Zulieferexporte in die Vereinigten Staaten um bis zu 29 Prozent – ein Minus von rund 8,2 Milliarden Euro. Die Belastung wäre auch dann nicht abzufedern, wenn heimische Hersteller ihre Produktion verstärkt in die USA verlagerten: Die dortigen Werke seien bereits zu 70 Prozent ausgelastet, so Harald Proff, Global Automotive Leader bei Deloitte. „Es wären erhebliche Investitionen in neue Produktionskapazitäten notwendig.“
Die Grundlage der Deloitte-Schätzung liefert das Global Trade Analysis Project (GTAP), das weltweite Handelsströme modelliert. Die USA gelten nach wie vor als wichtigster Einzelmarkt für die deutsche Automobilindustrie. 2024 setzten deutsche Hersteller rund 1,3 Millionen Fahrzeuge dort ab. Besonders betroffen wären die Volumenhersteller Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz, aber auch Stellantis, das Fahrzeuge europäischer Marken wie Opel oder Peugeot in die USA liefert.
Noch drastischer fällt die Prognose der Beratungsgesellschaft Kearney aus. In einem am Freitag veröffentlichten Szenario rechnet sie mit bis zu 17,1 Milliarden Dollar Umsatzverlust für europäische Hersteller und Zulieferer. Etwa 640.000 Fahrzeuge werden demnach jährlich aus Europa in die USA exportiert. Die von Präsident Donald Trump zum 3. April angekündigten Importzölle von 25 Prozent würden diese Exporte empfindlich verteuern.
Kearney hat zwei Szenarien modelliert: Im ersten werden die Zölle vollständig an die Endverbraucher in den USA weitergegeben, was die Nachfrage insbesondere nach importierten E-Autos stark einbrechen ließe. Im zweiten Szenario tragen die Hersteller die Belastung zunächst selbst und reichen sie dann teilweise an die Zulieferer weiter – mit entsprechenden Folgen für Margen und Beschäftigung. Laut Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney, könnten im Extremfall bis zu 30.000 Arbeitsplätze entlang der Lieferkette in Europa gefährdet sein.
Besonders angespannt ist die Lage bei jenen Zulieferern, die stark vom US-Markt abhängig sind. „Die strukturelle Abhängigkeit einzelner Unternehmen ist hoch, kurzfristige Alternativen fehlen“, so Kuhlwein. Die deutsche Autoindustrie steht vor einer doppelten Herausforderung: wachsender Protektionismus in Überseemärkten und gleichzeitig ein schleppender Absatz im Inland.

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