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US-Zölle verschärfen Handelskonflikte – deutsche Wirtschaft warnt vor Lieferengpässen und Marktverzerrungen


Seit Mitternacht von Dienstag auf Mittwoch sind neue Sonderzölle auf chinesische Waren in Kraft – insgesamt 104 Prozent. Für deutsche Unternehmen beginnt damit eine Phase zunehmender Unsicherheit. Der Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (BGA), Dirk Jandura, spricht bereits von drohenden Marktverzerrungen und gestörten Lieferketten. Zwar sind die Lager vieler Händler noch gefüllt, doch die Auswirkungen der US-Zollpolitik dürften sich mittelfristig deutlich bemerkbar machen.
Ein entscheidender Faktor wird sein, ob es der EU gelingt, die USA mit gezielten Gegenzöllen zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Die Kommission arbeitet derzeit an einem umfangreichen Maßnahmenpaket. Erste Aufschläge auf Stahl- und Aluminiumimporte aus den USA sind bereits seit Mittwoch gültig. Weitere Zölle, unter anderem auf Automobilexporte, stehen im Raum. Doch der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD), warnt vor einer Eskalation: „Das Risiko einer Zollspirale ist real. Im schlimmsten Fall droht ein Rückschlag für die europäische Wirtschaft.“
Auch Südkorea bekommt den Druck der US-Zölle zu spüren. 2024 machten Exporte südkoreanischer Fahrzeuge in die USA 34,7 Milliarden Dollar aus – knapp die Hälfte aller Autoexporte des Landes. Ein 25-prozentiger Aufschlag auf diese Importe könnte die Branche empfindlich treffen. Seoul reagiert mit Steuersenkungen, Subventionen und neuen Exportstrategien in Richtung Globaler Süden.
Besonders brisant ist der Handelskonflikt zwischen Washington und Peking. Die chinesische Regierung ließ Trumps Ultimatum zur Rücknahme ihrer Gegenzölle bewusst verstreichen. Stattdessen rief Peking die WTO an. Der Vorwurf: Die USA unterminieren mit ihrer Zollpolitik das multilaterale Handelssystem. Ein klärendes Verfahren könnte jedoch an der Blockadehaltung Washingtons gegenüber der WTO scheitern – eine Strategie, die Streitfälle ins Leere laufen lässt.
Die Lage ist komplex, und hinter den Zöllen steckt mehr als reine Handelspolitik. Bernd Lange vermutet, dass die US-Regierung auch indirekt europäische Standards im Digital- und Agrarsektor angreift. Das Ziel sei nicht nur wirtschaftlicher Druck, sondern politischer Einfluss auf die Regulierungshoheit der EU.
Jandura mahnt: „Wir müssen uns auf anhaltende Warenknappheit und aggressive Preisunterbietung durch Überproduktion in China einstellen.“ Was heute als taktisches Zollinstrument beginnt, könnte morgen zu einer strukturellen Belastung für die Exportnation Deutschland werden.

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