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Volkswagen beendet langjährigen Beschäftigungsschutz: Milliardenrisiken drohen
Volkswagen hat seine Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaft IG Metall darüber informiert, dass das seit drei Jahrzehnten bestehende Job-Sicherheitsabkommen zum Juli nächsten Jahres auslaufen wird. Dieser Schritt, der potenziell erhebliche Auswirkungen auf Europas größten Automobilhersteller haben könnte, könnte laut Gewerkschaften das Unternehmen „Milliarden“ kosten, falls keine alternative Vereinbarung getroffen wird.
Das ursprüngliche Abkommen, das bis 2029 laufen sollte, garantierte den Beschäftigten an den deutschen Standorten umfassenden Schutz vor Entlassungen. Durch die Entscheidung, dieses Abkommen zu beenden, stellt sich VW auf eine möglicherweise langwierige und teure Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften ein. Die IG Metall hat bereits mit Streik gedroht, falls keine Einigung erzielt wird. „Das wird ein Streit, den Volkswagen lieber vermieden hätte“, sagte der lokale Gewerkschaftsführer Thorsten Gröger.
Der Schritt von VW verdeutlicht den wachsenden finanziellen Druck auf den Konzern, der sich im Zuge des Übergangs zur Elektromobilität und sinkender Nachfrage nach seinen Fahrzeugen in Europa und China mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sieht. Bereits letzte Woche sorgte das Unternehmen für Aufregung, indem es erklärte, mögliche Werksschließungen in Deutschland in Erwägung zu ziehen – ein Schritt, der bislang als Tabu galt.
Das Flaggschiff von Volkswagen hatte bereits im vergangenen Jahr Kosteneinsparungen in Höhe von 10 Milliarden Euro bis 2026 angekündigt, um die operative Marge auf 6,5 Prozent zu steigern. Die Margen sind jedoch weiter gesunken – auf 2,3 Prozent im ersten Halbjahr 2023. Das Management sieht sich daher gezwungen, Milliarden zusätzlich einzusparen, was Stellenstreichungen und möglicherweise Werksschließungen in Deutschland bedeuten könnte. Eine Schließung eines deutschen Werks wäre ein Novum in der 87-jährigen Geschichte des Unternehmens.
Gewerkschaftsvertreter warnen, dass die Entscheidung, das Beschäftigungsschutzabkommen aufzulösen, erhebliche finanzielle Risiken birgt. Falls keine neue Vereinbarung getroffen wird, könnten zusätzliche Zahlungen an die Beschäftigten fällig werden, da ein älterer Tarifvertrag aus den 1990er Jahren automatisch in Kraft treten würde. Dies könnte das Unternehmen, so die IG Metall, Milliarden kosten.
In einer internen Mitteilung an die Beschäftigten räumte Volkswagen die Notwendigkeit ein, eine neue Vereinbarung zu treffen, um das automatische Inkrafttreten der alten Tarifverträge zu verhindern. Andernfalls drohe das Unternehmen, „massiv hinter die Konkurrenz zurückzufallen“, was das Effizienzprogramm weiter belasten würde.