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Volkswagen verlagert Innovationsmacht nach China – neue E-Plattform CSP soll ab 2027 Tempo machen


Volkswagen treibt die Lokalisierung seiner Elektromobilitätsstrategie in China radikal voran. Auf der Automesse in Shanghai präsentiert der Konzern kommende Woche nicht nur neue Elektrofahrzeuge, sondern auch das Fundament für eine technologische Neuausrichtung: die „China Scalable Platform“ (CSP). Die Plattform soll vollständig in China, für China, ohne Hilfe externer Softwarepartner entwickelt werden – ein Paradigmenwechsel für einen Konzern, dessen Plattformarchitektur traditionell aus Wolfsburg stammt.
Bereits 2027 sollen erste CSP-basierte Modelle – ein SUV und eine Limousine im Fünf-Meter-Segment – in Serie gehen. Im Vergleich zur europäischen SSP-Plattform, deren Serienstart frühestens 2029 erwartet wird, arbeitet das Team um China-Chef Ralf Brandstätter mit einem deutlich beschleunigten Entwicklungszyklus von rund 30 Monaten – statt wie bisher üblich mehr als vier Jahren.
Realisiert wird das Projekt im ostchinesischen Hefei, dem größten Entwicklungszentrum des Konzerns außerhalb Deutschlands. CSP-Modelle sollen sowohl vollelektrisch als auch mit sogenanntem Range-Extender (EREV) angeboten werden – eine Option, die in der SSP bislang nur diskutiert wird. 2028 folgen zwei weitere Modelle mit dieser Technik.
Der Wandel ist auch Ausdruck von wachsendem Handlungsdruck. Im ersten Quartal 2025 sank VWs E-Auto-Absatz in China um 37 Prozent auf rund 26.000 Einheiten – zu wenig, um mit lokalen Giganten wie BYD mitzuhalten. Die neue CMP-Plattform, ebenfalls in China entwickelt, steht bereits kurz vor dem Marktstart. Die Entwicklungszeit: 34 Monate – zwei schneller als geplant.
Mit der CSP geht Volkswagen nun konsequent einen Schritt weiter: Hardware, Software und Fahrzeugarchitektur stammen aus einer Hand – aus China. Parallel dazu prüft der Konzern, ob sich aus der chinesischen Entwicklungskompetenz Exportpotenziale für bislang wenig erschlossene Märkte wie Vietnam, Usbekistan oder Teile Afrikas ergeben. Eine Nutzung der Plattform in Europa oder den USA gilt hingegen als unwahrscheinlich – nicht zuletzt wegen der Debatte um chinesische Softwarekomponenten und schwelender Handelskonflikte.
Volkswagen bleibt offiziell vage zur künftigen Rolle bestehender Joint-Venture-Partner wie SAIC oder Xpeng. Doch die zunehmende technologische Eigenständigkeit in China verschiebt die Kräfteverhältnisse im Konzern nachhaltig – zulasten des Entwicklungsstandorts Deutschland.
Während die SSP in Europa durch interne Komplexität, Sparzwänge und Interessenkonflikte zwischen Marken ausgebremst wird, schafft die CSP in China klare Zuständigkeiten, kurze Wege und marktnahes Produktdesign. Das Ziel ist klar: Tempo, Eigenständigkeit – und langfristig wieder Marktanteile.

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