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Warum größer nicht immer besser ist: Die versteckte Krise der Biotech-Branche

Es war ein Jahr der Extreme in der Biotech-Branche: Während wenige Großunternehmen Rekordsummen einsammeln, kämpft der Rest der Branche ums Überleben. Und genau hier liegt das Problem.

Ein Milliardenregen – aber nur für die Großen

Die Schlagzeilen gehörten 2024 den Giganten: Die auf KI-gestützte Wirkstoffforschung spezialisierte Xaira aus San Francisco sammelte im April 1 Milliarde Dollar ein – ein Rekord für ein Biotech-Start-up. Metsera, ein New Yorker Unternehmen, das sich auf Gewichtsmanagement konzentriert, konnte in nur sieben Monaten über 500 Millionen Dollar an Finanzierungen sichern.

Die großen Player in der Branche profitieren von einer kleinen, elitären Gruppe mächtiger Investoren. Ein Paradebeispiel: Flagship Pioneering, bekannt als Investor hinter Moderna, sicherte sich im Juli beeindruckende 3,6 Milliarden Dollar. Im Oktober zog das niederländische Forbion mit 2,2 Milliarden Dollar nach. Doch während diese Großkaliber die Schlagzeilen dominieren, sieht die Realität für kleinere Akteure düster aus.

Zerschlagene Träume im Schatten steigender Zinsen

Der pandemiebedingte Boom, der risikoreiche Langzeitwetten attraktiv machte, ist Geschichte. Steigende Zinsen haben Investoren vorsichtiger gemacht und die Branche stark durchgeschüttelt. Selbst ein Aufschwung des S&P Biotechnology Select Industry Index um 40 Prozent seit Oktober 2023 reicht nicht aus: Er liegt immer noch 50 Prozent unter seinem Höchststand von 2021.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Im ersten Halbjahr 2024 meldeten über ein Viertel der US-amerikanischen Biotech-Unternehmen, die mindestens 15 Millionen Dollar einwarben, sogenannte „Flat- oder Down-Rounds“ – Finanzierungsrunden, bei denen die Bewertung entweder stagniert oder sinkt.

Warum Big Pharma wählerischer denn je ist

Auch die Pharma-Giganten mit prall gefüllten Kassen schauen genauer hin. Akquisitionen sind seltener geworden, weil Käufer den Beweis für die Wirksamkeit und klinische Differenzierung von Medikamenten verlangen. Eine Ausnahme: Die dänische Genmab übernahm den US-chinesischen Krebsspezialisten ProfoundBio für 1,8 Milliarden Dollar – eine der wenigen großen Übernahmen des Jahres.

Dieser selektive Ansatz verlängert jedoch die Zeit, die Unternehmen auf externe Finanzierung angewiesen sind. Investoren müssen größere Beträge aufbringen, um ihre Beteiligungen über Wasser zu halten. Doch das hat Konsequenzen: Der Fokus auf spätere Finanzierungsrunden entzieht Start-ups und jungen Firmen wichtige Ressourcen.

Europa – ein Kontinent der ungenutzten Möglichkeiten

Besonders in Europa zeigt sich das Problem: Herausragende wissenschaftliche Leistungen treffen auf einen chronischen Mangel an Kapital. Nach wie vor behindern rechtliche und kulturelle Barrieren den grenzüberschreitenden Fluss von Geldern. Das Resultat? Europäische Unternehmen werden im Schnitt 40 Prozent niedriger bewertet als ihre US-amerikanischen Konkurrenten.

Doch dieser Rückstand wird bei Börsengängen oder Übernahmen oft ausgeglichen – zur Freude der Risikokapitalgeber. Sander Slootweg, Managing Partner von Forbion, nennt dies „einen Gewinnhebel, der oft übersehen wird.“

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