Setze dich mit uns in Verbindung

GEWINNERmagazin.de

Ticker

Zinswende im Blick: Investoren flüchten in Anleihen aus Schwellenländern – Risikoabsicherung mit Renditepotenzial

Während US-Aktien in der vergangenen Woche rund fünf Billionen Dollar an Marktwert verloren und der S&P 500 den stärksten Zwei-Tage-Einbruch seit März 2020 verzeichnete, konnten Anleger mit einem gezielten Engagement in lokale Staatsanleihen von Schwellenländern bemerkenswerte Erfolge erzielen. Ein Bloomberg-Index für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung legte zu und erzielte seine beste Wochenperformance seit einem Monat. Zins-Swaps in Brasilien und Chile fielen so stark wie seit 2022 nicht mehr.

Der Auslöser: die Erwartung sinkender Leitzinsen in den Emerging Markets – bei gleichzeitig zunehmendem Spielraum für geldpolitische Lockerungen infolge der konjunkturellen Abkühlung, ausgelöst durch neue US-Zölle. „Die interessanten Trades liegen momentan klar im Zinsbereich“, sagt Grant Webster, Co-Leiter für EM-Staatsanleihen bei Ninety One. „Die Wachstumsdynamik schwächt sich ab, das verschafft vielen Zentralbanken in Schwellenländern Spielraum.“

Für Investoren ergibt sich ein attraktives Profil: hohe Renditen bei gleichzeitig wachsendem Zinssenkungsspielraum. Brasiliens 10-jährige Staatsanleihen rentierten zuletzt bei rund 15 Prozent, Mexikos sogenannte Mbonos bei 9 Prozent, die Türkei lag mit 32 Prozent nochmals deutlich höher. Letztere könnte zudem von abnehmender Dollarisierung profitieren – ein schwächerer US-Dollar verringert für türkische Haushalte den Anreiz, lokale Währungen in Dollar umzutauschen.

Auch Währungsentwicklungen spielen eine zentrale Rolle: Der Dollar verlor zuletzt 3,4 Prozent gegenüber einem Währungskorb. Für US-Investoren erhöht dies die Attraktivität von Lokalwährungsanleihen, da Rückflüsse beim Währungsumtausch stärker ausfallen. „Lange war der starke Dollar der Gegenwind – jetzt ist das erste Dominostein gefallen“, so Webster. „Und das waren die Zölle.“

Nicht nur in Lateinamerika sehen Fondsmanager Potenzial. Eric Fine von VanEck favorisiert auch Anleihen aus Chile und Kolumbien. Für ihn ist klar: Die zunehmende Wachstumsschwäche in den USA mache Emerging Markets in Lokalwährung zu einem strukturell untergewichteten, aber potenziell stabilisierenden Baustein im Portfolio.

Allerdings bleibt das Umfeld fragil. Sollte die US-Wirtschaft stärker einbrechen als erwartet, könnte die Risikobereitschaft insgesamt sinken – ein klassisches Klumpenrisiko für Schwellenländeranlagen. Umgekehrt würde eine abrupte Umkehr in der US-Handelspolitik oder ein robusteres US-Wachstum das Zinsnarrativ schnell infrage stellen.

Vorläufig bleiben viele Manager selektiv. Länderrisiken, geldpolitischer Handlungsspielraum und Währungsvolatilität werden einzeln geprüft – und schwächelnde Positionen schneller geschlossen. Tina Vandersteel von GMO bringt es auf den Punkt: „Ironischerweise könnte lokales EM-Debt jetzt genau das sein, was lange niemand haben wollte – ein unterschätzter sicherer Hafen.“

Weiterlesen

Bei Nachrichten von Eulerpool handelt es sich um extern erstellte Tickermeldungen. Ihre Einbettung erfolgt automatisch. Sie werden von uns nicht überprüft oder bearbeitet.

Klicke, um zu kommentieren

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr in Ticker

Nach oben