Meinung
Buchtipp: WILL DIE AUTOBIOGRAFIE von Will Smith und Mark Manson
WILL DIE AUTOBIOGRAFIE von Will Smith und Mark Manson ist die zu Papier gebrachte beispiellose Karriere einer Ikone. Will Smith sollte als Schauspieler, Produzent und Musiker nicht erst seit seiner Ohrfeige bei der Oscarverleihung im Grunde jedem ein Begriff sein. Für seine Leistungen erhielt er unzählige namhafte Auszeichnungen, darunter American Music Awards, Grammys, NAACP-Image-Awards sowie zwei Oscar-Nominierungen.
Zweifelsfrei ist er in vielen Belangen eine streitbare Person, aber auch genauso interessant und inspirierend. Die Vielfältigkeit seiner Karriere und seines Lebens spiegelt sich in dem außergewöhnlich gelungenen Cover wider. Für seine Biografie hat er sich niemand geringeren als Mark Manson als Co-Autor gesucht. Dieser hat mit Die subtile Kunst des darauf Scheißens und Everything is F*cked bereits zwei Platz-1-New-York-Times-Bestseller geschrieben.
Sprachlich ist das Buch dadurch wirklich sehr gelungen. Auch das Übersetzerteam um Claudia Arlinghaus, Bernhard Schmid, Peter Torberg, Maja Ueberle-Pfaff, Anke Wagner-Wolff und Elvira Willems hat sehr gute Arbeit geleistet.
Inhaltlich erwartet die Leser ein grundehrliches Buch über Höhen, Tiefen und harte Arbeit. Und die Erkenntnis, dass Erfolg um jeden Preis nicht glücklich macht. Will Smith wurde von einem kleinen Kind aus West Philadelphia zu einem der größten Rap- und Hollywood-Stars seiner Zeit. Bis heute hält er unzählige Rekorde. Darunter den für die meisten aufeinanderfolgenden Filme, die über 100 Millionen Dollar eingespielt haben. Es waren übrigens acht.
Aber all diese Erfolge sind eben nur die halbe Wahrheit und nur ein Teil der Geschichte. In diesem Buch nimmt uns Will Smith mit auf eine wilde Reise durch sein Leben, die Welt der Musik und des Films. Und auf seinen Weg, äußeren Erfolg, inneres Glück und menschliche Verbundenheit in Einklang zu bringen.
Ein Blick hinter die Kulissen der Prominenz
Aus persönlichen Geschichten erfahren wir, was ihm vor allem seine Familie deutlich gemacht hat. Nämlich, dass bei all der aufopferungsvollen Arbeit manches auf der Strecke geblieben ist.
„Einige der bedeutendsten Lektionen, die ich je gelernt habe, musste ich gegen meinen Willen lernen. Ich widersetzte mich ihnen, ich leugnete sie, doch letzten Endes hatte ich ihrer Wahrheit nichts entgegenzusetzen.“ Will Smith
Einige Ausschnitte dieses Buches haben mich wirklich schockiert. Ich finde es immer wieder spannend, auch mal von den Geschichten hinter den Stars zu lesen. Diese bleiben der Öffentlichkeit ja meist verborgen. Die ehrlichen Seiten, die Menschlichkeit, die Verletzlichkeit, die Schwächen und das vermeintlich Langweilige, weil typische. Letzten Endes sind auch Prominente nur Menschen. Das müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Wir kennen sie nicht, vor allem nicht vollständig. Eben deswegen sollten wir mit unserem Urteil vorsichtig sein. Umgekehrt sollten wir sie auch nicht allzu schnell glorifizieren. Wir sehen nur das, was sie und die Medien uns sehen lassen wollen. Aber das ist unmöglich ein vollständiges und unvoreingenommenes Bild ihres Lebens.
In vielen Fällen würde ich auch dafür plädieren, nicht weiter nachzuforschen. Sondern man sollte auch diesen Menschen zumindest ein Stück weit ihre Privatsphäre lassen. Manch einer meint, dass sie es sich ja so ausgesucht hätten und dafür auch viel Geld verdienen. Aber so muss es nicht zwangsläufig sein. Unter Umständen sind sie auch einfach nur in die Prominenz hineingeschlittert und wollten überhaupt nicht so im Rampenlicht stehen. Vielleicht wünschen sie sich häufiger ihre Privatsphäre zurück, als man sich vorstellen kann.
Etwas respektvolle Distanz kann da sicherlich nicht schaden.
„Die Ziegelmauer meines Vaters war eine dieser Lektionen. Die Tage schleppten sich dahin, doch so sehr ich es hasste, das zugeben zu müssen, so langsam fing ich an zu verstehen, wovon Daddio gesprochen hatte. Wenn ich mich auf die Mauer konzentrierte, kam es mir so vor, als sei die Arbeit unmöglich zu schaffen. Endlos. Aber wenn ich mich auf einen Ziegel konzentrierte, wurde alles leichter. Ich wusste, ich konnte doch einen verdammten Ziegel mauern.
Im Laufe der Wochen türmten sich die Ziegel immer weiter auf, und das Loch wurde immer ein Stückchen kleiner. So langsam ging mir auf, dass der Unterschied zwischen einer unmöglich erscheinenden Aufgabe und einer, die machbar erscheint, nur in der Perspektive liegt. Richtet man seine Aufmerksamkeit auf die Mauer? Oder richtet man sie auf den Ziegel? Ob es darum ging, die Tests mit Bravour zu meistern, die man brauchte, um auf dem College angenommen zu werden, ob es darum ging, als einer der ersten globalen Hip-Hop-Künstler groß herauszukommen oder eine der erfolgreichsten Karrieren in der Geschichte Hollywoods hinzulegen: In allen Fällen konnten Ziele, die unerreichbar groß schienen, in einzelne erreichbare Ziele zerlegt werden – unüberwindliche Mauern, die aus einer Reihe von erkennbar gut zu mauernden Ziegeln bestehen.“ Will Smith
Will Smith zeigt sich auf eine angenehm nahbare Art
Will Smith hat über das gesamte Buch hinweg eine angenehm nahbare Art. Seine Lektionen wirken ganz und gar nicht abgehoben. Und er zeigt mehr als einmal auf: Sein kometenhafter Aufstieg war schlussendlich einfach nur das Resultat von vielen kleinen Schritten. Schritten, die er bereit war zu gehen, andere aber eben nicht. Der Erfolg über Nacht war somit dann doch mal wieder das Ergebnis jahrzehntelanger harter Arbeit.
„In meiner gesamten Karriere bin ich immer absolut unerbittlich geblieben. Ich habe mich einem Arbeitsethos von kompromissloser Härte und Intensität verschrieben. Das Geheimnis meines Erfolgs ist ebenso langweilig wie wenig überraschend: Du kreuzt irgendwo auf und mauerst einen Ziegelstein. Stocksauer? Mauere einen Ziegel. Schlechtes Eröffnungswochenende? Mauere den nächsten Ziegel. Die Plattenverkäufe sinken? Steh auf und mauere den nächsten Ziegel. Die Ehe ist gescheitert? Mauere den nächsten Ziegel.
In den letzten dreißig Jahren habe ich es, wie wir alle, mit Niederlagen, Verlusten, Erniedrigungen, Scheidung und Tod zu tun gehabt.
Mein Leben wurde bedroht, mein Geld wurde mir abgenommen, meine Privatsphäre verletzt, meine Familie zerfiel – und trotzdem bin ich Tag für Tag aufgestanden, habe Mörtel gemischt und den nächsten Ziegel gemauert.
Ganz gleich, was man durchmacht, es gibt immer einen nächsten Ziegel, der darauf wartet, gemauert zu werden. Die einzige Frage lautet:
Stehst du auf und mauerst ihn?“ Will Smith
Interessanterweise hat sich Will Smith lange für einen Feigling gehalten. Der Großteil der Erzählungen aus seiner Kindheit handelt davon, dass er sich vor irgendetwas fürchtete. Er hatte Angst vor anderen Kindern, Angst davor, verletzt zu werden oder sich zu blamieren. Vor allem hatte er Angst davor, als Schwächling angesehen zu werden. Die größte Angst hatte er aber vor seinem Vater.
Mit neun Jahren musste er zusehen, wie sein Vater seiner Mutter einen so harten Schlag gegen den Kopf verpasste, dass sie umfiel. Er sah, wie sie Blut spuckte – ein Moment, der sein weiteres Leben prägte. Nie hatte er sich verziehen, seine Mutter an dem Tag im Stich gelassen zu haben.
„Was Sie als ‚Will Smith‘ kennen – der Alienkiller-MC, der überlebensgroße Kinoheld – ist größtenteils ein Konstrukt. Eine sorgfältig entworfene und fein geschliffene Gestalt, um mich zu schützen. Um mich vor der Welt verbergen zu können. Um den Feigling zu verstecken.“ Will Smith
Lehren, die das Leben schreibt
Das Buch handelt aber nicht nur von persönlichen Ereignissen im bewegten Leben des Filmstars. Vielmehr zieht er aus diesen auch stets Lehren im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung. Daraus resultieren einige wirklich spannende Passagen, die so auch in einem regulären Sachbuch stehen könnten. Lehren, die nur das Leben schreiben kann.
„Leben bedeutet Lernen. Der Sieg über die Unwissenheit ist der eigentliche Sinn der Reise. Wir müssen am Anfang noch nicht alles wissen. Der Vorstoß ins Unbekannte hat nämlich genau den Zweck, Licht in das Dunkel unserer Unwissenheit zu bringen. Ich habe einmal einen klugen Spruch gehört: Das Leben ist wie eine Schule, aber es gibt einen Unterschied – in der Schule lernst du Lektionen, und dann schreibst du einen Test. Im Leben bekommst du den Test, und es ist dein Job, die Lektion zu lernen.
Bevor wir uns ein Stück vorwagen, warten wir alle lieber ab, bis wir umfassendes Wissen, Weisheit und innere Gewissheit erlangt haben.
Aber wir gehen das falsch herum an: Dadurch, dass wir Wagnisse eingehen, erwerben wir Wissen.“ Will Smith
Am Ende kann ich diesem spannenden, umfangreichen und tief ehrlichen Buch nur die Bestbewertung von fünf Sternen geben. Man muss kein Will-Smith-Fan und auch nicht mit allem einverstanden sein, was er in den letzten Jahrzehnten getan hat. Trotzdem kann man aus diesem Buch wertvolle Erkenntnisse ziehen. Diese Biografie steckt voller Weisheiten, Lebenserfahrung und beeindruckender emotionaler Momente. Deshalb werde ich wohl weitere Male hineinlesen.
Seit sie denken kann liest Celine Nadolny alles, was sie zwischen die Finger kriegen kann. Noch während ihres dualen Studiums zum B.A. in Business Administration machte sie sich als mittlerweile Deutschlands einflussreichste Sachbuchkritikerin selbständig, wurde dafür dutzendfach prämiert und steht auf der Forbes 30-Under-30 Liste. Für das GEWINNERmagazin checkt die Jungunternehmerin regelmäßig neue Bücher in den Bereichen Finanzen, Erfolg und Steuern.