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Honda & Nissan: Milliarden-Merger, der Japan in Bewegung setzt
„Eine Jahrhundert-Transformation“ – mit diesen Worten beschrieb Hondas CEO Toshihiro Mibe die geplante Fusion zwischen Honda und Nissan. Was wie ein kühnes Vorhaben klingt, ist in Wirklichkeit ein verzweifelter Schritt, um der japanischen Autoindustrie neues Leben einzuhauchen. Der Deal, bei dem auch Mitsubishi Motors potenziell ins Boot geholt werden könnte, soll bis 2026 abgeschlossen sein und eine Holdinggesellschaft mit einem geschätzten Marktwert von 58 Milliarden US-Dollar schaffen. Das Ziel: der drittgrößte Automobilhersteller der Welt zu werden – direkt hinter Toyota und Volkswagen.
Die Hintergründe: Ein überfälliger Schritt?
Die japanische Autoindustrie steht unter Druck. Während heimische Riesen wie Toyota ihre Dominanz ausbauen, drängen aggressive chinesische Elektrofahrzeughersteller wie BYD und Geely auf die Weltmärkte. Analysten sprechen schon lange von einer notwendigen Konsolidierung in Japan. Nun scheint Honda das Ruder in die Hand zu nehmen.
Laut Insidern waren auch externe Faktoren im Spiel. Der taiwanesische Elektronikgigant Foxconn, bekannt als Apples iPhone-Produzent, zeigte offenbar Interesse an Nissan – ein Signal, das Honda und Nissan alarmierte. Foxconn hat seine Pläne inzwischen pausiert, aber die Botschaft war klar: Die japanische Autoindustrie muss sich anpassen – oder untergehen.
Honda übernimmt das Steuer
Obwohl Nissan als Partner gleichberechtigt am Tisch sitzt, ist klar, wer hier die Führung übernimmt. Honda, mit einer Marktkapitalisierung, die die von Nissan um das Vierfache übersteigt, wird die Mehrheit der Vorstandsmitglieder der neuen Holding stellen. Zudem plant Honda einen massiven Aktienrückkauf im Wert von 7 Milliarden US-Dollar, um seine Position zu stärken.
Während Nissan mit sinkenden Verkaufszahlen und veralteten Modellen kämpft, weist Honda eine deutlich robustere Performance auf. Doch CEO Mibe betonte, dass es sich nicht um eine Rettungsmission für Nissan handele: „Wir wollen die Vorteile der Integration herausstellen. Das ist kein Rettungsversuch.“
Die Herausforderungen: Fusion ohne Crash
Die Fusion steht jedoch vor großen Herausforderungen. Nissan hat in den letzten Jahren massiv an Boden verloren, insbesondere in den USA und China. Ein Analyst brachte es auf den Punkt: „Honda wird schockiert sein, wie schlecht es um Nissan steht.“ Um die angestrebten Gewinne von 3 Billionen Yen (etwa 20 Milliarden Euro) zu erreichen, sind drastische Maßnahmen erforderlich – darunter Fabrikschließungen und Stellenstreichungen.
Darüber hinaus steht die Zustimmung von Renault, das 36 % an Nissan hält, noch aus. Historisch betrachtet waren die Beziehungen zwischen Nissan und Renault nicht immer reibungslos, was zusätzliche Reibungspunkte schaffen könnte.
Was steht auf dem Spiel?
Ein erfolgreiches Zusammenschluss-Szenario könnte die Automobilindustrie neu definieren. Mit gebündelten Ressourcen in den Bereichen Elektrifizierung, autonomes Fahren und Softwareentwicklung könnte das Trio Honda-Nissan-Mitsubishi eine starke Front gegen die Konkurrenz aus China und den USA bilden.
Doch Skepsis bleibt. Der ehemalige Nissan-CEO Carlos Ghosn, der sich nach einer spektakulären Flucht aus Japan in den Libanon abgesetzt hat, kommentierte: „Dieser Plan macht keinen Sinn. Es gibt zu viele Überschneidungen und keine echten Synergien.“ Seine Worte könnten sich bewahrheiten, falls die Unternehmen es nicht schaffen, ihre Strukturen zu verschlanken und ihre Kulturen zu vereinen.