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Intel vor einer der komplexesten Wenden der Tech-Geschichte

Intel steht vor einem gewaltigen Unterfangen: der Versuch, sich nach Jahren der Schwäche in der Chipindustrie wieder an die Spitze zu kämpfen. Das größte Hindernis dabei ist die komplexe Integration von Chipdesign und -herstellung unter einem Dach – eine Entscheidung, die CEO Pat Gelsinger bewusst getroffen hat, obwohl sie paradoxe Herausforderungen mit sich bringt.

Intel produziert nicht genug eigene PC- und Server-Chips, um die Kapazitäten seiner gigantischen Fertigungsanlagen vollständig auszulasten. Um wieder an die Spitze der Halbleiterfertigung zu gelangen, muss das Unternehmen nun andere Firmen, darunter auch Konkurrenten, überzeugen, ihre Chips in den Intel-Fabs herstellen zu lassen. Damit würde Intel in den Bereich der Auftragsfertigung, auch als „Foundry“ bekannt, eintreten.

Eine Trumpfkarte in diesem Vorhaben könnte die geopolitische Unsicherheit um Taiwan sein, dem Heimatland von TSMC, der führenden Chip-Foundry. Viele Unternehmen könnten Intel daher als alternative Produktionsquelle in Betracht ziehen. Doch selbst für die besten, spezialisierten Foundry-Unternehmen ist es schwer, mit TSMC zu konkurrieren. Für Intel, das sich gleichzeitig in einer existenziellen Wende befindet, ist dies eine noch größere Herausforderung. Und selbst wenn es Gelsinger gelingt, Intel wieder als integriertes Unternehmen an die Spitze zu führen, werden seine Konkurrenten, die zu Kunden geworden sind, dies nur ungern sehen.

Um den Fokus auf die Fertigung zu schärfen, kündigte Gelsinger diese Woche an, die Fertigungssparte von Intel in eine eigene rechtliche Einheit mit einem unabhängigen Vorstand auszugliedern. Dies könnte in Zukunft den Weg zu einer möglichen Trennung des Unternehmens ebnen.

Einige könnten diesen Schritt als Versuch interpretieren, Investoren zu einer höheren Bewertung von Intel als Summe seiner Teile zu bewegen. Doch Wall Street zeigte sich bislang skeptisch. Dennoch könnte der Schritt operative Vorteile bringen. Eine unabhängige Struktur würde die Konkurrenz beruhigen, die befürchtet, dass ihre geistigen Eigentumsrechte in die Hände von Intels Chipdesign-Abteilung gelangen, so Analyst Daniel Newman von The Futurum Group.

Ein solcher Schritt könnte zudem die Finanzierung erleichtern. Große Foundry-Kunden könnten eher bereit sein, in eine eigenständige Fertigungssparte zu investieren, anstatt in das gesamte Unternehmen Intel. Eine Lockerung der Kontrolle über die Fertigungseinheit könnte dies zusätzlich attraktiver machen.

Doch eine Neuorganisation allein reicht nicht aus. Intel muss sowohl in der Fertigung als auch im Chipdesign Ergebnisse liefern. Einst war die enge Verzahnung von Produktion und Design Intels größte Stärke, doch heute wirken beide Geschäftsbereiche wie zwei Ertrinkende, die sich gegenseitig stützen, um nicht unterzugehen.

Unter Gelsinger hat Intel in der Fertigungstechnologie bereits einiges an Boden gutgemacht, doch der entscheidende Beweis steht noch aus: Kann Intel diese Technologien nutzen, um überlegene Produkte herzustellen und ausreichend Foundry-Kunden zu gewinnen? Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Der neue Server-Chip Granite Rapids wird zeigen, ob Intel endlich wieder mit dem Rivalen AMD mithalten kann, und der PC-Chip Lunar Lake wird entscheidend dafür sein, ob Intel seine Marktanteile gegen Qualcomm verteidigen kann – auch wenn Teile dieses Chips bei TSMC gefertigt werden, was die Margen schmälert.

Die nächsten zwei Jahre bleiben herausfordernd, da Intel versucht, seine Margen zu verbessern, während die Konkurrenz weiter an Boden gewinnt.

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