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Porsche und Volvo stürzen ab – Europas Autobauer verlieren in einer deglobalisierten Welt den Anschluss


Porsche AG und Volvo Car AB stehen sinnbildlich für den Preis, den Europas Autoindustrie nun für ihre Globalisierungsstrategie zahlen muss. Binnen zwei Tagen reduzierten beide Hersteller ihre finanziellen Erwartungen drastisch. Bei Porsche sinkt die prognostizierte operative Marge für 2025 auf nur noch 6,5 % – ein Wert, der kaum mit dem selbst gesteckten Anspruch, auf Augenhöhe mit Ferrari zu konkurrieren, vereinbar ist.
Volvo, mehrheitlich im Besitz des chinesischen Geely-Konzerns, reagierte am Dienstag mit dem vollständigen Rückzug seiner Finanzziele für 2025 und 2026. Zuvor hatte das Unternehmen im ersten Quartal lediglich eine Marge von 2,3 % erzielt. Gleichzeitig kündigte Volvo ein Sparprogramm über 18 Milliarden SEK (1,6 Milliarden Euro) an. Die Notwendigkeit sei klar: Man müsse sich auf eine stärker regionalisierte Welt einstellen.
Was beide Hersteller eint, ist ihre hohe Abhängigkeit von internationalen Lieferketten und ihre mangelnde Resilienz gegenüber den aktuellen Handelsverwerfungen – allen voran der Zollpolitik der USA und dem Preisverfall auf dem chinesischen Markt. Vor allem Porsche kämpft in China mit einem dramatischen Einbruch: Im ersten Quartal verkaufte der Sportwagenbauer weniger als 10.000 Fahrzeuge – rund zwei Drittel weniger als vor zwei Jahren. Taycan und Macan gelten als zu teuer gegenüber den technologisch wettbewerbsfähigen chinesischen Modellen.
In den USA droht nun das nächste Problem: Sämtliche Fahrzeuge, die Porsche dort anbietet, werden in Europa gebaut – damit trifft die 25 %-Autozollregelung voll. Preissteigerungen beim 911 sind vermutlich durchsetzbar, bei Cayenne oder Macan ist die Preiselastizität allerdings deutlich geringer. Porsche hat die neuen Zölle bislang nur in seiner Guidance für April und Mai berücksichtigt – weitere Prognosekorrekturen sind also nicht ausgeschlossen.
Volvo wiederum verfügt zwar über eine diversifiziertere Produktionslandschaft, doch die Fabrik in den USA wird bislang kaum ausgelastet. Aktuell wird dort lediglich das E-SUV EX90 gefertigt. Nun prüft das Unternehmen, ob es ein Modell mit Verbrennungsmotor am Standort etablieren kann, um tarifbedingte Nachteile zu reduzieren. Parallel soll die Autonomie der regionalen Geschäftsbereiche in China und Amerika ausgebaut werden.
Doch selbst dieser Schritt könnte zu spät kommen. Denn ob Volvo – als chinesisch kontrollierter Hersteller – künftig überhaupt noch Fahrzeuge in den USA verkaufen darf, ist fraglich. Neue US-Vorschriften zur Cybersicherheit stellen genau solche Besitzstrukturen in Frage.
Hinzu kommen personelle Unsicherheiten in der Führung beider Unternehmen: Bei Volvo kehrte Håkan Samuelsson nur kurz nach dem Abgang von Jim Rowan zurück. Porsche verlor Anfang des Jahres sowohl seinen CFO als auch den Vertriebsvorstand. Zudem wirft die Doppelrolle von Porsche-CEO Oliver Blume als gleichzeitiger Volkswagen-Chef zunehmend Fragen auf.
Seit ihren Börsengängen haben beide Unternehmen massiv an Wert verloren. Die Volvo-Aktie liegt rund 80 % unter Höchststand, Porsche etwa 64 %. Der Markt scheint die Botschaft verstanden zu haben: In einer Welt mit steigenden Handelsbarrieren verlieren gerade jene Autobauer, die einst am meisten von offenen Märkten profitierten, nun besonders schnell den Anschluss.

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