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Bootstrapping
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Ratgeber

Firmengründung mit Hilfe von Bootstrapping? Welche Vorteile bestehen und wo Verwechslungsgefahr droht

Man stelle sich vor, dass man eine Firma gründen will, aber man hat nur wenig Geld zu diesem Unterfangen. Was kann man da machen, vor allem, wenn man auf eine externe Finanzierung verzichten möchte?

Eine Möglichkeit, die sich in diesem Fall anbietet, ist das Bootstrapping. Das englische Wort „Bootstrap“ bedeutet „Stiefelriemen“. Es handelt sich dabei um eine Art Anspielung auf eine Geschichte des „Barons“ Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der sich dereinst an seinen eigenen Haaren selbst aus einem Sumpf gezogen hatte, so jedenfalls fabulierte er gern.

In diesem Fall ist mit Bootstrapping ein wirtschaftlicher Prozess oder Werdegang gemeint, bei dem die Gründer eines Unternehmens bewusst auf externe finanzielle Hilfen verzichten und alles vollkommen eigenständig und aus eigener Kraft aufbauen. Andere durchaus gängige Bezeichnungen dafür sind noch: Bootstrappen, Bootstrap und Boostrap.

So funktioniert Bootstrapping im Rahmen einer Firmengründung

Zunächst einmal bedeutet die Finanzierung eines Unternehmens per Bootstrapping ein sehr begrenztes Budget, das mit einem überaus engen Zeitplan verknüpft ist. Deswegen ist der Gründer gut beraten, so schnell wie möglich ins operative Geschäft überzugehen. Es ist dabei anzustreben, den Break-Even-Point zeitnah zu erreichen, um rasch positiven Cashflow zu generieren.

Die finanzielle Situation des Unternehmens wird natürlich auch dadurch abgefedert, wenn es gelingt, die Verpflichtungen und laufenden Kosten zu reduzieren und gleichsam zu minimieren. Das ist alles gewiss mit einem erhöhten Aufwand für die Gründer verbunden.

Bootstrapping hat klare Vorteile

Was sich möglicherweise gerade wie ein anstrengender Nachteil las, verkehrt sich ins Gegenteil, wenn man aus der Not eine Tugend macht. Durch die zeitliche und finanzielle Beschränkung sind die Gründer geradezu dazu gezwungen, von Anfang an sparsam und zugleich effektiv zu wirtschaften.

Wenn es gelingt, das Unternehmen rasch auf einen soliden Wachstumskurs zu bringen, steht der Aufnahme von Fremdkapital nicht viel entgegen, sind doch Investoren stets tief beeindruckt, wenn ein Start-up die ersten Hürden aus eigener Kraft so glanzvoll überwinden konnte.

Daher noch einmal: Beim Bootstrapping kommt es vor allem darauf an, diese Aspekte zu meistern:

  • Überzeugende Produktentwicklung
  • Sparsamkeit
  • Outsourcing
  • Effiziente Personalpolitik

Ein Beispiel macht Schule

Bei Yolk handelt es sich um ein deutsches Internet-Start-up, das sich dem Thema Online-Zeiterfassung verschrieben hat und vollständig durch Bootstrapping finanziert wurde. Das hatte damit zu tun, dass die Berliner Gründer Sebastian Munz und Julia Soergel von Anfang an sehr großen Wert auf ihre Unabhängigkeit gelegt haben. Ihr Credo war und ist „Agile Produktentwicklung im Web 2.0“ und daraus wurde „mite“, was sich auf diese zeitlosen Punkte beziehungsweise Produkteigenschaften stützt:

  • Einfachheit
  • Kommunikation
  • Feedback
  • Charakter
  • Leidenschaft

Über den Tellerrand geschaut

Squarespace ist eine Publikationsplattform in den USA. Diese kann inzwischen beeindruckende Zahlen vorlegen. Der Firmengründer Anthony Casalena hat sich zunächst geduldig sieben Jahre lang mit Bootstrapping über Wasser gehalten. Dann gelang es ihm, 38,5 Millionen Dollar Venture-Kapital einzusammeln, und Squarespace „explodierte“ geradezu.

Squarespace startete im Jahre 2003 mit nur 20.000 Dollar, die dem Gründer von seinem Vater geliehen worden waren. Dieses Geld hat Casalena vor allem in Server investiert. Seine Firma entwickelte sich schon im ersten Jahr recht profitabel. Ein Grund dafür lag darin, dass Casalena selbst der einzige Angestellte seines Start-ups war, zumindest für die ersten drei Jahre.

Seit 2007 konnten dann weitere Mitarbeiter eingestellt werden, was die Umsätze deutlich steigerte. Während der letzten Jahre konnte das Unternehmen sowohl seine Nutzerzahlen als auch die Umsätze jeweils verdoppeln, sodass das ehemalige Start-up auf seine 30 Angestellten und einen geschätzten Marktwert von 100 Millionen Dollar stolz sein kann.

Bitte nicht verwechseln

Viele Begriffe, insbesondere aus dem englischen Sprachraum, haben gleich mehrere Bedeutungen, die zuweilen unterschiedlicher kaum sein können. Dies gilt leider auch für Bootstrapping. In dieser Kategorie Business & Economy werden wir uns mit Bootstrapping auf das Feld Finanzierung einer Unternehmensgründung konzentrieren.

  1. Mit Bootstrap wird auch ein freies Frontend-CSS-Framework bezeichnet, das viele verschiedene Gestaltungsvorlagen für Formulare, Typografie, Grid-Systeme, Buttons, Tabellen, Navigations- und weitere Oberflächengestaltungselemente bereitstellt, die auf HTML und CSS aufbauen. Optional können dazu noch JavaScript-Erweiterungen angewendet werden.
  2. In der Statistik ist Bootstrapping eine bestimmte Methode zur Berechnung von Konfidenzintervallen für Stichprobenkennwerte oder Effektgrößen. Hierbei geht es um die Ausweisung beziehungsweise Definition von Bereichen, innerhalb derer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der „wahre Wert“ liegt. Dabei wird meistens eine 95-prozentige Sicherheit eingestellt. Die sich daraus ergebende fünfprozentige Irrtumswahrscheinlichkeit wird auch als „Gegenwahrscheinlichkeit“ bezeichnet.

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Samuel Altersberger ist Redakteur beim GewinnerMagazin. Vor seiner Arbeit beim DCF Verlag war er bereits sechs Jahre als freier Autor tätig und hat während dieser Zeit auch in der Marketing Branche gearbeitet.

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