Meinung
Die Anti-Verkäufer
In unserer Rubrik „Meinung“ beschäftigt sich Ruben Schäfer hin und wieder mit eigenartigen Eigenarten der Business-Welt. Heute geht es um Menschen, die uns am Kaufen hindern – und sich trotzdem Verkäufer nennen.
Vielleicht ist es dem einen oder anderen von euch auch schon Mal passiert: Ihr marschiert in einen Laden, gedanklich seht ihr euch schon mit dem Objekt der Begierde in der Hand. Doch dann trefft ihr auf einen Anti-Verkäufer. Jemanden, der mit aller Macht angetreten ist, euch am Kaufen zu hindern. Ihr könnt nun bitten und betteln, ihr werdet mit eurem Geld, dafür aber ohne Ware nach Hause gehen. Tag verschwendet.
Ihr denkt jetzt, der Anti-Verkäufer sei ein Fabelwesen? Das gibt es gar nicht? Mir fallen gleich drei Beispiele ein: Ich stehe im Edeka an der Fleischtheke. „Haben Sie Maredo-Filet?“, frage ich die (Anti)-Verkäuferin. Sie daraufhin: „Ja natürlich, gleich hier!“. Pause. „Ich kann Ihnen das aber nicht empfehlen“. Ich bin verdutzt – Maredo ist eine der besten Fleischsorten, die man dort bekommt. „Warum nicht?“ – „das haben wir nicht im Angebot“. Na dann halt nicht. „Überlegen Sie sich das besser“, hakt sie nach. Alles klar, dann lassen wir es liegen.
Anti-Verkäufer überall
Das gibt es aber auch in anderen Geschäften: Zum Beispiel beim Kauf meines neuen Miele-Staubsauger (neues Modell mit Akku), wo der Verkäufer meine Frage nach dem Produkt mit einem „Sie sind aber mutig“ abbügelte. Das ist geistige Brandstiftung am eigenen Kunden mit dem eigenen Produkt! Oder als ich meinen zwei Jahre alten Wagen verkaufte, davon meinem Ansprechpartner im Autohaus erzählte. Der Verkäufer kam gar nicht auf die Idee, dass ich ja zukünftig auch mit irgendwas von A nach B kommen muss.
Später habe ich übrigens nochmal etwas aktiver versucht, in dem Autohaus ein Fahrzeug zu erwerben – nach zwei Telefonaten und einem persönlichen Besuch (!) war niemand in der Lage, mir ein Auto anzubieten. Keine Alternativen, kein ordentlicher Gesprächstermin, nichts.
Vielleicht meint der Anti-Verkäufer es ja gut mit mir und uns. Vielleicht denkt er oder sie, damit die Welt ein Stück besser zu machen. Uns vor uns selbst zu schützen. Hartes Verkaufen ist sowieso unseriös, oder? Tatsache ist – als Kunde komme ich mir verarscht vor. Ich sitze nachher zu Hause mit einem schlechten Gefühl. Ich wollte doch so gerne Produkt XYZ haben! Aber ich darf nicht.
Mein Tipp – achtet in eurem Alltag darauf, wo euch Anti-Verkäufer begegnen. Ihr könnt vor ihnen fliehen. Ihr könnt ihren Willen auch brechen (dafür müsst ihr aber gewisse Sympathie-Verluste in Kauf nehmen). Vor allem könnt ihr aber eine Menge lernen – wie es nicht geht, zum Beispiel.
Chefredakteur des GEWINNERmagazins, PR-Experte und Gesicht hinter den Content und Blog-Strategien von internationalen Konzernen und erfolgreichen Unternehmern aus ganz Deutschland. Mehr unter rubenschaefer.de