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Japan setzt auf Perowskit-Solarzellen: Milliardenförderung soll Chinas Markthoheit brechen


Japan investiert 1,5 Mrd. US-Dollar in die Entwicklung neuer ultradünner Perowskit-Solarzellen und plant, daraus bis 2040 eine Stromerzeugungskapazität zu schaffen, die in etwa der Leistung von 20 Kernkraftwerken entspricht. Die Regierung in Tokio zielt damit bewusst auf den stark wachsenden Markt für erneuerbare Energien ab und möchte zugleich Chinas Dominanz im Bereich der Photovoltaik eindämmen. Bisher stammt rund 85 Prozent der weltweiten Solarproduktion von chinesischen Herstellern, die überwiegend auf herkömmliche Silizium-Module und schwere Glas-Perowskite setzen.
Die nun geförderten Perowskit-Zellen bestehen aus Schichten verschiedener chemischer Komponenten, sind lediglich einen Millimeter dick und können auf vielfältige Oberflächen geklebt werden — von Stadien über Bürogebäude bis hin zu Flughäfen. „Perovskite solar cells are a vital trump card to pursue simultaneously decarbonisation, economic growth and energy security“, betonte Sadanori Ito, der für den Ausbau dieses Zukunftssektors verantwortliche Regierungsbeamte. Japanische Hersteller erwarten eine besonders große Nachfrage in dicht besiedelten Metropolen wie Tokio, wo wenig Platz für klassische Solarparks zur Verfügung steht.
Zentraler Akteur ist das Kunststoffunternehmen Sekisui Chemical, das ein neues Spin-off mit 1.000 Beschäftigten gründete und sich zuvor bereits 60 Mrd. Yen staatlicher Förderung sicherte. Insgesamt investiert Sekisui Chemical umgerechnet 2 Mrd. US-Dollar in Produktionskapazitäten von 1 GW pro Jahr und kann auf bis zu 50 Prozent Zuschüsse durch den Staat zurückgreifen. Letztlich will man die Kosten auf das Niveau herkömmlicher Silizium-Module drücken. Aktuell liegen sie laut Firmenangaben aber noch drei- bis viermal so hoch. Das Hauptproblem — das Eindringen von Feuchtigkeit — hat Sekisui durch eine speziell entwickelte Versiegelungsfolie gelöst. Nun strebt man an, die Breite der Solarfolien von 30 Zentimetern auf 1 Meter zu steigern.
Ungeachtet des Kostennachteils gelten die Perowskite in Japan als entscheidender Schritt zum Ausbau der Erneuerbaren: Sie setzen nicht auf das in China hergestellte Polysilizium, sondern auf Iod als Schlüsselsubstanz, das größtenteils in Chile und Japan gefördert wird. Experten wie Wood-Mackenzie-Analystin Yana Hryshko halten es zwar für möglich, dass nur China die nötige Skalierung und Preissenkung rasch realisieren kann — doch betonen sie gleichzeitig, dass Japans Fokussierung auf eine neue Technologie die einzige Chance sei, eine gewisse Unabhängigkeit von chinesischen Lieferketten zurückzugewinnen.
Wie bei jeder technologischen Neuentwicklung bleibt das Rennen gegen die Zeit: „In the domain of solar energy, this is the last chance to tackle China’s market dominance“, sagt Futoshi Kamiwaki, Präsident der neuen Tochterfirma Sekisui Solar Film. Wenn die großen technischen Hürden bei Produktion und Montage fallen und sich die Exportwege etwa in die USA und Europa öffnen, könnte sich Tokios milliardenschweres Solar-Bekenntnis bald auszahlen.

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