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Rheinmetall hebt Prognose an – Europas Aufrüstung treibt Rüstungsboom


Rheinmetall rechnet für 2024 mit einem Umsatzwachstum von 25 bis 30 Prozent und stellt eine baldige Anhebung seiner Prognosen in Aussicht. Der deutsche Rüstungskonzern profitiert massiv von Europas Plänen zur Modernisierung der Verteidigungsfähigkeiten und steigenden NATO-Militärausgaben.
Konzernchef Armin Papperger schätzt, dass die europäischen NATO-Staaten ihre Verteidigungsausgaben bis 2030 auf fast eine Billion Euro steigern könnten. Rheinmetall könnte davon zwischen 20 und 25 Prozent für sich beanspruchen. „Europa muss wachsen, um sich selbst zu emanzipieren“, sagte Papperger mit Blick auf Drohungen aus Washington, die US-Truppenpräsenz in Europa zu reduzieren, falls die Partnerstaaten ihre Verteidigungsausgaben nicht anheben.
Sollte Rheinmetall tatsächlich diesen Anteil an den NATO-Investitionen sichern, könnte das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren sämtliche Erwartungen übertreffen, so die Analysten von J.P. Morgan. Die Europäische Union diskutiert derzeit über ein 150-Milliarden-Euro-Programm zur Förderung der Rüstungsindustrie, darunter Kredite mit EU-Garantien und Ausnahmeregelungen für Militärausgaben, um die strengen Defizit- und Schuldenvorgaben der EU-Staaten zu umgehen.
Einzelne Länder haben bereits aufgerüstet: Großbritannien hat sein Verteidigungsbudget erhöht, und Deutschland – Rheinmetalls größter Markt – dürfte folgen. Friedrich Merz, wahrscheinlicher nächster Bundeskanzler, plant ein Gesetz zur Befreiung der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse – ein Schritt, den Papperger als „sehr klug“ bezeichnete.
Rheinmetall sieht sich für den erwarteten Auftragsboom gut aufgestellt. In den vergangenen Jahren investierte das Unternehmen fast acht Milliarden Euro in neue Werke, Übernahmen und die Sicherung von Lieferketten. „Die Ära der Aufrüstung hat begonnen und wird uns alle fordern“, sagte Papperger. Die Munitionsproduktion soll von 750.000 auf 1,1 Millionen Schuss Kaliber 155 mm jährlich steigen.
Um die Kapazitäten weiter auszubauen, ist das Unternehmen offen für Zukäufe, einschließlich der Übernahme stillgelegter Automobilwerke. Papperger verwies auf das Volkswagen-Werk Osnabrück als potenziellen Standort für eine neue Panzerfabrik: „Bevor ich ein neues Werk baue, schauen wir uns das natürlich genau an.“
Rheinmetall ist der größte Gewinner des Ukraine-Kriegs unter den europäischen Rüstungskonzernen. Das Geschäft in der Ukraine soll 2024 zwei Milliarden Euro zum Umsatz beisteuern – davon 300 Millionen Euro aus der Luftverteidigung, 200 Millionen aus Kampffahrzeugen und 1,5 Milliarden aus Munition. Zudem hat Kiew Interesse an einer Rheinmetall-Munitionsfabrik mit einer Kapazität von 15 Millionen Schuss pro Jahrzehnt bekundet. Dieses 50-Millionen-Euro-Projekt sei bislang nicht in der Prognose enthalten.
Der Umsatz von Rheinmetall stieg 2023 um 36 Prozent auf einen Rekordwert von 9,75 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand wuchs auf 55 Milliarden Euro, verglichen mit 21,98 Milliarden Euro im Vorjahr, und übertraf damit deutlich die Markterwartungen. Der Auftragseingang kletterte auf 16,5 Milliarden Euro (2023: 11,84 Milliarden Euro).
Der operative Gewinn lag bei 1,4 Milliarden Euro, nach 918 Millionen Euro im Vorjahr. Die Dividende steigt auf 8,10 Euro je Aktie (2023: 5,10 Euro). Die Aktie legte um 9,2 Prozent auf 1.261 Euro zu und hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.

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