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Meinung

Buchtipp für Anleger: GIERIG, VERLIEBT, PANISCH von Jessica Schwarzer

GIERIG, VERLIEBT, PANISCH von Jessica Schwarzer ist für meinen Geschmack ein wundervolles Buch für alle Börsianer. Dabei ist es sowohl für Einsteiger wie auch für Fortgeschrittene sehr gut geeignet und vermittelt in leichter und fast spielerischer Art und Weise die Erkenntnisse der Behavioral Finance.

Deren Vordenker war Daniel Kahnemann, der diesen verhaltensökonomischen Ansatz auf ein wissenschaftliches Niveau hob und belegen konnte, dass wir selbst dann emotional handeln, wenn wir meinen es nicht zu tun und damit letztlich nicht nur an der Börse Fehlentscheidungen treffen.

Die Autorin versucht verschiedene Erkenntnisse aus diesem Forschungszweig auf die Börse zu übertragen und auch für den gemeinen Leser verständlich zu Papier zu bringen. Denn sowohl Daniel Kahnemann wie auch Amos Tversky oder Richard Thaler sind Wissenschaftler durch und durch, wohingegen Jessica Schwarzer auf eine lange und erfolgreiche Wirtschaftsjournalistische Karriere zurückblicken kann. Mit fundiertem Fachwissen und weiblichem Charm verpackt sie das Nobelpreis gekrönte Wissen in 10 unterschiedliche Investoren-Typen, von denen die meisten uns wohl bekannt vorkommen werden: Vom „Gierigen“, über den „Hektischen“ bis hin zum „Panischen“.

An den passenden Stellen verweist sie diesbezüglich aber auch immer auf ihre Quellen, wie es sich für ein vernünftiges Sachbuch gehört. Wer nachlesen möchte, kann bei Jessica Schwarzer immer in den Anhang schauen und wird hochwertige weiterführende Literatur finden.

Mit den 10 Investoren-Typen schafft sie es, die Leser auf charmante und humorvolle Art und Weise mitzunehmen und zu unterhalten. Sie überlädt Einsteiger nicht mit unnötigem Fachchinesisch, sondern liefert genau die richtige Portion Rüstzeug, um emotional stark zu bleiben, wenn man die eigene Strategie bereits gefunden hat. Aber eben auch Fortgeschrittene werden sich beim einen oder anderen Beispiel mit Sicherheit nicht das Schmunzeln verkneifen können und sich eventuell auch mal ertappt fühlen.

Sowohl den Erfahrenen wie auch den Einsteigern spendet sie direkt zu Beginn Trost, indem sie herleitet, dass das Thema Emotionen beim Handel an den Börsen selbst für die größten Börsenexperten stets ein reales ist. Auch sie müssen sich permanent davor schützen, ihre eigenen Emotionen zu kontrollieren. Ob es nun die Gier nach höheren Renditen, die Liebe zu gewissen Branchen und Unternehmen oder die Panik vor dem nächsten Crash ist. Damit schlägt sie in dieselbe Kerbe wie die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse von Daniel Kahnemann belegt haben.

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Sie geht dabei aber nicht so sehr ins Detail wie der Nobelpreisträger, sondern versucht das Thema leichtverständlich und vor allem für Privatanleger praktikabel zu übertragen.

Passend dazu erhalten die Leser zu jedem der 10 Investoren-Typen nicht nur eine kurze prägnante Beschreibung und Einblicke in die Forschungen, die diese untermauern, sondern eben auch Statistiken und Erkenntnisse, wie sich diese Charakterzüge auf die Performance solcher Anleger auswirken. Genau an diesem Punkt wird es besonders interessant, denn man kann selbstverständlich den Spieß herumdrehen und kommt schnell zu den Tipps und Tricks, wie man sich an der Börse verhalten sollte, um langfristig auch erfolgreich sein zu können.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Buch sollten für die Leser sein, dass …

  • … Fehleinschätzung über den Markt, ein Unternehmen oder eine Branche nicht zwangsläufig etwas mit Selbstüberschätzung oder Unwissenheit zu tun haben müssen.
  • Sie haben vielmehr etwas mit unserem Harmoniebedürfnis unseren eigenen Entscheidungen gegenüber zu tun. Und es ist nur menschlich, solche Probleme zu haben. Das hat auch bereits Anfang des 20. Jahrhunderts der Autor Gustave Le Bon in seinem Buch Psychologie der Massen zu Papier gebracht.
  • Zusätzlich scheinen insbesondere wir deutschen Investoren nur die Extreme von Sparen und Spekulieren zu kennen und davon angezogen zu werden. Entspanntes, nachhaltiges und emotionsloses Investieren scheint den meisten fremd oder zuwider zu sein. Das führt im Übrigen auch dazu, dass so viele Anleger da draußen, auf ihr übermäßiges aktives Handeln angesprochen, mit Leidenschaft und Spannung argumentieren.
  • Aber die Kapitalanlage sollte eben vor allem erfolgreich und nicht spannend sein. Nervenkitzel und Aufregung holt man sich am besten in Karriere, Unternehmertum und Privatleben.

Dieses Buch bildet somit für mich ein solides Fundament zum Verständnis für die Behavioral Finance. Es bringt die Herausforderungen, mit denen Anleger zwangsläufig früher oder später konfrontiert werden sehr schön aufgearbeitet rüber und ist dazu wunderbar gestaltet. Hier hat der Verlag sehr gute Arbeit geleistet.

Als Bonuskapitel finden die Leser in den letzten Kapiteln dann auch noch eine Schritt-für-Schritt Anleitung, wie man erfolgreich den Weg an den Kapitalmarkt findet. Natürlich wird dies nur in großer Flughöhe angerissen, weil es nicht Kern dieses Buches sein sollte, aber es sind dennoch gute Leitplanken. Denn es werden die wesentlichen Fragen geklärt und die Leser sollten mit dem entspannten Investieren beginnen können. Ihr könnt euch das Buch hier bestellen.

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Seit sie denken kann liest Celine Nadolny alles, was sie zwischen die Finger kriegen kann. Noch während ihres dualen Studiums zum B.A. in Business Administration machte sie sich als mittlerweile Deutschlands einflussreichste Sachbuchkritikerin selbständig, wurde dafür dutzendfach prämiert und steht auf der Forbes 30-Under-30 Liste. Für das GEWINNERmagazin checkt die Jungunternehmerin regelmäßig neue Bücher in den Bereichen Finanzen, Erfolg und Steuern.

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