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China-Krise lässt AstraZeneca ins Wanken geraten: Wie Korruptionsängste den Pharmariesen zittern lassen


In der Welt der Pharmariesen kann ein Funken rechtlicher Unsicherheit schnell ein Inferno entfachen. Das erfahren derzeit die Aktionäre von AstraZeneca schmerzlich: Rund 17 Milliarden Pfund Marktwert verdampften Anfang der Woche – ein Verlust von 12 Prozent des Unternehmenswertes, ausgelöst durch eine intensivere Korruptionsuntersuchung in China. China ist für AstraZeneca der zweitgrößte Einzelmarkt weltweit, und das bedeutet Alarmstufe Rot.
Einblicke in die Verstrickungen: Mehr als ein Problemherd in China
In China läuft für AstraZeneca derzeit einiges schief, aufgeteilt in gleich drei Problemfelder. Der erste Schock kam mit einer Ermittlung zu Versicherungsbetrug, die bereits seit mehreren Jahren die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zieht. Dabei wurde bekannt, dass etwa 100 ehemalige Angestellte in China genetische Testergebnisse manipulierten, um Patienten den Zugang zur staatlichen Versicherung für das AstraZeneca-Lungenkrebsmedikament Tagrisso zu ermöglichen.
Kaum abgekühlt, stieg die Nervosität weiter: AstraZeneca bestätigte diese Woche, dass gegen zwei aktuelle sowie zwei ehemalige Führungskräfte in China ermittelt wird – wegen des mutmaßlich illegalen Imports von Krebsmitteln. Und zu guter Letzt: Leon Wang, AstraZenecas China-Chef und öffentliches Gesicht des Unternehmens in Asien, wurde jüngst von den Behörden festgenommen. Ein Paukenschlag, der Fragen aufwirft und die Transparenz über die Ursachen vermissen lässt.
Ein Déjà-vu: Erinnerungen an GSKs Strafe
Das Gespenst von AstraZenecas Schicksal in China weckt unliebsame Erinnerungen an 2014, als der britische Rivale GlaxoSmithKline nach einem ähnlich explosiven Korruptionsfall fast 500 Millionen Dollar Strafe zahlen musste. Damals zog die 15-monatige Untersuchung chinesischer Behörden GSK in einen Reputationsabgrund und sorgte für langanhaltenden Schaden.
Zwar richten sich die aktuellen Anschuldigungen nicht gegen AstraZeneca direkt, sondern gegen Einzelpersonen. Doch die Parallelen sind unübersehbar – und beunruhigend. AstraZeneca betont, man werde vollständig kooperieren, sollten Anfragen seitens der Behörden kommen.
Was bedeutet das für Chinas Bedeutung im Konzern?
Die Abhängigkeit von China ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es ein riesiger Markt, andererseits bedrohen rechtliche Unsicherheiten die Einnahmen aus genau diesem Markt. 2025 wird AstraZeneca mit seinem Onkologiegeschäft in China laut Schätzungen rund 625 bis 750 Millionen Dollar an operativem Gewinn einfahren. Das entspricht weniger als fünf Prozent des prognostizierten Konzerngewinns. Doch ein Rückgang dieser Einnahmen würde spürbare Lücken reißen.
AstraZenecas CEO Pascal Soriot hat ehrgeizige Ziele – bis 2030 sollen die jährlichen Umsätze von 45,8 auf 80 Milliarden Dollar steigen. Dabei ist man auf ein Portfolio vielversprechender Medikamente angewiesen, dessen klinische Erfolge derzeit noch auf sich warten lassen. Diese neue Krise in China könnte die Last auf Soriots Schultern weiter erhöhen.
Ein Fazit mit Fragezeichen
Wird dieser „China-Schreck“ langfristige Auswirkungen auf AstraZeneca haben? Noch ist unklar, wie die Ermittlungen sich entwickeln und ob sie letztlich den Gesamtkonzern in Mitleidenschaft ziehen. Doch eines ist sicher: Die Einsätze sind hoch und die Nerven angespannt. Für AstraZeneca gibt es aktuell nur einen Weg, das Vertrauen zurückzugewinnen – gute Nachrichten, und das möglichst bald. Bis dahin bleibt die Welt des Pharmariesen eine Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Ungewissheit.

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