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Uniper stabilisiert nach erzwungener Verstaatlichung und siegt gegen Gazprom im Milliardenstreit
Uniper, Deutschlands größter Erdgasimporteur, hat sich nach der Verstaatlichung und erheblichen Verlusten aufgrund des russischen Gaslieferstopps stabilisiert. Das Unternehmen erzielte 2023 einen Gewinn von rund sechs Milliarden Euro und bereitet sich auf eine Rückkehr in private Hände vor.
Trotz des Erfolgs bleibt die Unsicherheit groß. Eine russische Gerichtsklage im März verhängte eine Strafe von 14 Milliarden Euro gegen Uniper. Zwar strebt Moskau bislang keine Durchsetzung an, doch Konzernchef Mike Lewis warnte vor potenziellen Risiken für die LNG-Flotte, insbesondere in Ländern, die Russland nahe stehen. „Wir analysieren sehr genau die rechtlichen Rahmenbedingungen in den Ländern, mit denen wir zusammenarbeiten“, sagte Lewis.
Das Unternehmen, das früher über die Hälfte seines Gases aus Russland bezog, musste 2022 Verluste von 19 Milliarden Euro hinnehmen, nachdem Russland die Lieferungen stoppte. Gleichzeitig gewann Uniper im Juni 2023 eine bedeutende Entscheidung vor einem schwedischen Schiedsgericht: Gazprom wurde zu einer Entschädigung von 13 Milliarden Euro für nicht gelieferte Gasmengen verurteilt. Die russische Klage diente lediglich dem Versuch, diese Entscheidung zu blockieren.
Auch andere europäische Energieunternehmen wie OMV, Engie und Net4Gas wurden von ähnlichen rechtlichen Schritten betroffen. Analysten wie Agnieszka Ason vom Oxford Institute for Energy Studies sehen jedoch geringe Chancen, dass Länder im Interesse Russlands Tanker oder Fracht beschlagnahmen würden, da dies internationale Konflikte provozieren könnte.
Unipers Strategie umfasst derzeit die Reduzierung von Abhängigkeiten und die Diversifikation der Gasquellen, unter anderem aus den USA, Australien und Aserbaidschan. Zudem hebt das Unternehmen sein EBITDA-Jahresziel auf 2,5 bis 2,8 Milliarden Euro an, nachdem juristische Hindernisse beseitigt wurden. Die Einnahmen sollen auch den 13,5 Milliarden Euro schweren Rettungsplan der Bundesregierung refinanzieren.
Unipers Sieg gegen Gazprom ermöglicht zudem die Auflösung eines langfristigen Gasliefervertrags, der bis in die 2030er Jahre gereicht hätte. „Es ist entscheidend, dass diese Belastung nicht mehr über uns schwebt“, so Lewis. Mit diesen Fortschritten sieht sich das Unternehmen wieder als attraktives Investment für künftige Investoren.