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Verivox unter dem Hammer: ProSieben plant Mega-Deal mit Moltiply
Von Entertainment zur Strategie: ProSieben baut um
ProSiebenSat.1 Media SE steht vor einem weiteren Kapitel in seiner strategischen Neuausrichtung: Das Unternehmen plant, sich von der Preisvergleichsseite Verivox zu trennen. Ein Verkauf an Italiens Moltiply Group SpA könnte bereits im Januar über die Bühne gehen, wie Eulerpool aus vertraulichen Quellen erfahren hat. Der Deal soll über 250 Millionen Euro bringen – ein Preis, der die Aufmerksamkeit der Branche auf sich zieht.
Hinter diesem Schritt steht der Plan des Münchener Medienhauses, sich stärker auf sein Kerngeschäft, die Unterhaltung, zu konzentrieren. Doch der Verkauf hat nicht nur interne Bedeutung: Die Entscheidungen könnten die Karten in der europäischen TV- und Medienbranche neu mischen.
Von 500 Millionen auf 250 Millionen: Warum der Preis fällt
Analysten, darunter Kepler Cheuvreux, schätzen den Wert von Verivox auf etwa 250 Millionen Euro. Das ist eine deutliche Diskrepanz zu früheren Berichten, die von einem möglichen Preis von bis zu 500 Millionen Euro sprachen. Warum der Abschlag? ProSieben hat im November die Gewinnerwartungen gesenkt, was unter anderem auf schwache TV-Werbeeinnahmen zurückzuführen ist. Investoren, darunter die Berlusconi-dominierte MFE-MediaForEurope NV, drängen auf Verkäufe von nicht-essentiellen Geschäftsbereichen, um die Verschuldung zu senken.
Italiens Berlusconi-Clan mischt mit
Ein zentrales Puzzleteil in dieser Entwicklung ist Pier Silvio Berlusconi, CEO der MFE und Sohn des verstorbenen Silvio Berlusconi. MFE, das seit 2019 Anteile an ProSieben hält, hat seinen Einfluss auf knapp unter 30 % erhöht – der Schwelle für eine Übernahmeofferte. Pier Silvio Berlusconi hat bereits signalisiert, dass MFE entweder ProSieben selbst übernehmen oder in andere strategische Ziele investieren könnte.
Die MFE verfolgt die Vision einer paneuropäischen TV-Gruppe und hat sich hierfür eine Kreditlinie von 3,4 Milliarden Euro gesichert. Sollte der Verivox-Verkauf wie geplant verlaufen, dürfte MFE die eingesetzten Mittel zur weiteren Konsolidierung der Branche nutzen.
Warum Verivox für Moltiply interessant ist
Verivox ist in Deutschland eine etablierte Plattform für Preisvergleiche – von Stromtarifen bis hin zu Versicherungen. Für die italienische Moltiply Group, die sich auf digitale Geschäftsmodelle spezialisiert hat, wäre Verivox ein wertvoller Zukauf, um ihren Einfluss auf dem deutschen Markt auszubauen. Laut Eulerpool-Berichten ist Moltiply der einzige verbleibende Bieter – ein Indikator, dass sich die Verhandlungen in der finalen Phase befinden.
Das größere Bild: Europas Medienlandschaft im Wandel
Sollte der Deal zustande kommen, könnte er ein Dominoeffekt für ProSieben und die gesamte Branche auslösen. ProSieben stünde finanziell gestärkt da und könnte seine Entertainment-Sparte weiter ausbauen. MFE hingegen würde die Entwicklungen genau beobachten, um eine Übernahme oder andere strategische Maßnahmen zu bewerten.
Doch es gibt Risiken: Wie jede Transaktion könnten die Gespräche scheitern, sei es durch interne Differenzen oder externe Marktfaktoren. General Atlantic, ein Minderheitsaktionär von NuCom (zu der Verivox gehört), hat ebenfalls ein Mitspracherecht und könnte Verzögerungen verursachen.