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VW kürzt Boni: Warum 4.000 Manager jetzt die Rechnung zahlen
Volkswagen hat die Notbremse gezogen. Während sich die Automobilindustrie in einem dramatischen Umbruch befindet, müssen sich rund 4.000 VW-Manager auf empfindliche Gehaltskürzungen einstellen. Doch ob das reicht, um den größten Autobauer Europas wieder auf die Überholspur zu bringen, bleibt fraglich.
10 Prozent weniger – ein Tropfen auf den heißen Stein?
Ab 2024 werden die Bonuszahlungen der betroffenen Manager um etwa 10 % reduziert – eine Maßnahme, die bis 2026 und mit leicht abgeschwächten Kürzungen bis Ende des Jahrzehnts bestehen bleiben soll. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass Gewerkschaften sogar stärkere Einschnitte für die obersten Führungskräfte, darunter CEO Oliver Blume, fordern.
Blume, der auf eine strategische Neuausrichtung setzt, dürfte diese Forderungen kaum ignorieren können. Schließlich steht VW nicht nur wegen der schleppenden Nachfrage nach Elektroautos unter Druck, sondern auch angesichts sinkender Marktanteile in China und potenzieller Milliardenstrafen, falls die strengeren EU-Flottenemissionsvorgaben nicht eingehalten werden.
Ein Deal, der niemanden wirklich glücklich macht
Der nun ausgehandelte Restrukturierungsplan soll Europas größten Autobauer wettbewerbsfähiger machen, ohne dabei Werke schließen zu müssen. Stattdessen wird die Kapazität an fünf Standorten um mehrere hunderttausend Einheiten heruntergefahren. Außerdem sollen über 35.000 Arbeitsplätze innerhalb der nächsten fünf Jahre gestrichen werden.
Das klingt drastisch, doch Analysten sind enttäuscht. Philippe Houchois von Jefferies kritisierte in einer Stellungnahme die fehlende Dringlichkeit der Maßnahmen: „Dieser Plan spiegelt nicht das Tempo wider, das die Veränderungen in der Branche erfordern.“
An der Börse ließ das nicht lange auf sich warten: Die VW-Aktie verlor am Montagmorgen 2,4 % und ist seit Jahresbeginn fast um ein Viertel gefallen.
China, E-Autos und die Zukunft von VW
Die Herausforderungen sind enorm. In China, dem wichtigsten Markt für VW, sinken die Verkaufszahlen. Gleichzeitig kämpfen die Wolfsburger mit schwächelnder Nachfrage nach Elektroautos in Europa und den USA – ein bitterer Rückschlag, nachdem Milliarden in die Transformation investiert wurden.
Dass VW gleichzeitig einen Sparkurs fährt, der jährlich etwa vier Milliarden Euro einsparen soll, zeigt die verzweifelte Lage. Doch kann ein Gehaltsverzicht der Manager und ein moderater Stellenabbau wirklich reichen, um die gigantischen Baustellen des Konzerns zu lösen?
Der Druck wächst – auf allen Seiten
Inmitten dieser Turbulenzen ist CEO Oliver Blume besonders gefordert. Sein Ziel, VW aus der Krise zu führen, steht und fällt mit der Fähigkeit, sowohl die Belegschaft als auch die Investoren zu überzeugen. Doch der aktuelle Deal wirkt wie ein Kompromiss, der den großen Durchbruch schuldig bleibt.
Die Gewerkschaften haben sich mit der Vermeidung von Werksschließungen durchgesetzt. Das Management hingegen konnte tiefgreifendere Kürzungen nicht durchsetzen – ein zäher Machtkampf, der zeigt, wie schwierig es ist, den Giganten Volkswagen zu modernisieren.
Ein Konzern am Scheideweg
Während die Konkurrenz – allen voran Tesla und chinesische Hersteller – zunehmend Tempo macht, scheint VW noch mit sich selbst zu ringen. Der Verzicht der Manager mag symbolisch wirken, doch er allein wird die dringend benötigte Transformation kaum beschleunigen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Volkswagen den Sprung ins Elektrozeitalter schafft – oder ob der weltgrößte Autobauer weiterhin im Rückspiegel der Konkurrenz verschwindet.